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Palabra del Ejército Zapatista de Liberación Nacional

Ago282024

Bilder von unmöglichen Brücken: I Ein Rettich … (Oder eine Zwiebel, je nachdem)

Bilder von unmöglichen Brücken:

I

Ein Rettich …
(Oder eine Zwiebel, je nachdem)

August 2024

Nein, damit meine ich nicht, dass es mir völlig Rettich ist, was sie entgegnen, um ihren ehrenwerten Präsidenten zu verteidigen [1]. Und ich beziehe mich auch nicht darauf, dass sie als „Progressive“ außen rot und innen weiß sind. Ich spreche von einem Rettich Rettich.  Von dem Gemüse eben, das „Rettich“ genannt wird. [2]

Diese kleine Geschichte beginnt mit der Reise für das Leben, Kapitel Europa. Vor ihrer Abreise bat ich einige Compañeros und Compañeras, mir Fotos von dem zu schicken, was sie an den Orten, zu denen sie reisten, sahen und am auffälligsten fanden.

Und so kam es. Nach den Fotos und Videos von der Abreise und wie sie auf einem Flughafen festsaßen, weil sie den Anschlussflug verpasst hatten (danke an die Unterstützung des Unterstützungsteams), begannen Fotos von verschiedenen Orten einzutreffen.

Aber im Gegensatz zu dem, was man denken könnte, waren das keine Fotos von Denkmälern, touristischen Orten, Landschaften, Spaziergängen oder Selfies. Es waren Bilder von dem, was ihre Aufmerksamkeit weckte, dank der Bedeutung, die die Delegation denen beimaß, die ihre Gastgeber:innen waren: Personen, Gruppen, Kollektive, Organisationen und Bewegungen, die hinsichtlich ihrer Farbe, Größe, ethnischen Herkunft, Sprache, Kultur und Motivation so unterschiedlich waren, dass es unmöglich schien, sie mit ein und demselben Blick zu erfassen. Dennoch vereinten sie sich im zapatistischen Blick. „Unsere Familie von hier“, sagten sie, als sie auf dem Boden des widerständischen Europa unterwegs waren, das sich nicht entmutigen lässt, das nicht aufgibt. In zapatistischen Gebieten hört man jetzt nicht selten: „unsere Familie von dort“.

Da gab es Fotos von Tieren, von Pflanzen, vom Essen, das sie bekamen, von den Menschen, von den Bergen, von den „Sitten“ der Familien von „dort.

Das Foto, das mir unter all jenen am meisten auffiel, war das eines Rettichs. Natürlich dachte ich, der Todfeind allen Gemüses, es handele sich um eine lila Zwiebel. Tatsächlich habe ich mir das Bild auch unter diesem Namen abgespeichert: „Foto von einer lila Zwiebel“.

Erst später nach ihrer Rückkehr klärte mich die Compañera, die das Foto gemacht hatte, auf, dass es sich nicht um eine Zwiebel, sondern um einen Rettich handelte. Bewegt erzählt sie:

„Das ist doch keine Zwiebel. Das ist ein Rettich, aber ganz anders. Er hat eine andere Größe und eine andere Farbe, aber innen drin ist es ein Rettich. Er ist also ganz anders als hier in meinem Gemüsebeet, aber eigentlich gleich. Und der Rettich war sehr schön. Und sie bauen auch Lauch an. Es ist anders, aber es ist gleich. Und worüber ich gestaunt habe: Sie bauen es an, also sie arbeiten, um es anderen Menschen zu geben, die kein Essen haben. Sie behalten die Frucht ihrer Arbeit also nicht für sich, sondern teilen sie mit Bedürftigen.

Und lassen sich diese Familien von dort etwa entmutigen? Nein, auch wenn es kein Land für den Anbau gibt, suchen sie einen Weg. Ob der Boden zum Beispiel sehr steinig ist oder wie auch immer – sie legen ihre Gemüsebeete an. Dafür suchen sie sich gute Erde, transportieren sie dorthin und bedecken damit die Steine oder befüllen Töpfe. Und dann haben sie ihren Gemüsegarten!

Ich selbst hatte mein Gemüse früher nur auf der Milpa. Aber bei der Reise habe ich gelernt, dass das auch zu Hause geht. Also habe ich auch dort, wo ich wohne, Gemüsebeete angelegt. Und ich habe Rettich und Lauch. Sie sind anders als die der Familie von dort, aber sie sind gleich.

Nein, das ist keine Zwiebel, das ist ein Rettich. Der Ort heißt ‚Bulgarien’, das ist die Hauptstadt des Landes ‚Sofia‘.“ An dieser Stelle korrigierte ich sie und sie meinte nur: „Das ist gleich“, und fuhr fort:

„Davor waren wir in einer Geografie namens ‚Slowenien ‘ gewesen und auch dort haben wir viel darüber gelernt, wie sie sind und wie sie kämpfen. In Frankreich wurden wir plötzlich zurückgelassen. Und in dieser Zeit wohnten wir im Haus einer Compañera, die kein Wort Spanisch sprach, und ich spreche ja Cho’ol, sodass mein Spanisch ganz anders ist. In meiner Gruppe waren nur Frauen, Tzotzil, Tzeltal und Cho’ol, und unsere Aufgabe war es, über uns Frauen zu erzählen, die wir sind. Bis dahin hatte uns eine Mexikanerin begleitet, die nach Hause zurückkehren musste. Und bei ihrer Abreise sagte sie zu uns: ‚Macht euch keine Sorgen, ich installiere euch hier eine App, die übersetzt. Ihr sprecht einfach ins Handy und das Handy hört das, übersetzt das und spricht es in der Sprache, die ihr ihm sagt.‘ Aber naja, das Handy versteht nun einmal kein ‚Spa-cho’ol‘ und euch kein ‚Tzotzi-nisch‘ und kein ‚Tzelta-nisch‘ und übersetzte daher etwas völlig anderes, als wir sagen wollten. Und die Compañera, die uns aufgenommen hatte, lachte einfach nur. Und wir litten ein bisschen sehr, weil wir auf Toilette mussten und nicht wussten, wo sie war. Und wir wussten nicht, wie wir das der Compañera sagen sollten. Und wir konnten das ja auch nicht einfach dort vor ihr machen. Aber mit Zeichensprache verstand sie uns dann doch und zeigte uns endlich, wo die Toilette war.

Die Sache war, dass die Gruppe nicht kam, die uns an einen anderen Ort bringen sollte. Und wir, weil wir mehrere Compañeras waren, die dort zurückgelassen worden waren, dachten schon, wir würden unser ganzes Leben dort bleiben. Und dann kennen wir ja nicht die Art und Weise in dieser Geografie. Also da litten wir. Wir dachten schon, wir müssten sterben, und waren traurig, denn wer sollte dann auf die Milpa und unsere Tiere aufpassen. Aber dann dachten wir, dass es kein Problem ist, weil sich die zapatistischen Compañeros sicher darum kümmern würden. Aber dann haben sie uns gefunden und gerettet und das wars.

Wir waren organisiert, wie wir es immer sind. Es war da sehr kalt und es war dunkel und im Haus der Compañera in Frankreich gab es keinen Strom. Also sie hat keinen Strom aus der Stadt, nur ihren eigenen Strom. Sie hat ihren Strom separat. Also haben wir die Lichter im Haus angemacht und während einige das Frühstück vorbereiteten, wollten andere das Wasser warmmachen, um sich zu waschen. Und plötzlich geht ein richtig lauter Alarm los und wir rannten nach draußen, weil wir dachten, das Haus explodiert gleich. Schnell suchten wir die Compañera, die schon älter ist und immer lächelt, und erzählten ihr von dem Unglück. Aber sie lachte sehr und erklärte uns dann mit dem Übersetzer, dass alles zur gleichen Zeit nicht geht. Dass jedes zu seiner Zeit. Wir lachten auch. Aber vorher sind wir vor Schreck fast gestorben.

Diese Compañera lebt allein. Das macht ihr keine Angst. Sie lebt nicht in der Stadt. Sie wollte lieber in den Bergen leben. Und dort hat sie ihr Haus, mitten in den Bergen. Sie gehört zu einer Organisation, die gegen Atomkraft kämpft. Und dort hat sie ihre Kampfgefährtinnen. Das heißt, sie ist allein und sie ist es nicht. Sie hat auch Begleitung.

Ich kann den Namen der Compañera nicht sagen, weil ich nicht weiß, ob es ihr bürgerlicher Name oder ihr Kampfname ist, also sage ich ihn lieber nicht. Und wir haben auch Fotos von ihr, aber die können wir nicht veröffentlichen, weil wir sie vorher fragen müssen, ob sie damit einverstanden ist. Und dann müssen wir den Übersetzer benutzen und das zu ihr nach Hause schicken, aber dort gibt es gar keinen Empfang. Aber erzähl ruhig trotzdem die Geschichte. Vielleicht lesen sie ihre Compañeras und erzählen ihr davon, wenn sie sie sehen.

Sie bat uns, zum Andenken ein Bild auf einer Art Säcken zu hinterlassen. Als Erinnerung an uns, sagte sie. Wir schrieben: ‚Danke. Wir tragen euch im Herzen.’ Und das stimmt: Diese Compañera hat mit ihrem Herzen eine Spur bei uns hinterlassen. Die Wahrheit ist, dass wir uns mit der Compañera gefunden haben. Also ja, wir waren verloren, aber auch nicht. Weil wir uns mit dieser Compañera so gut verstanden haben.

Nein, wir haben gar nicht an den Ehemann oder den Verlobten gedacht. Sie sind uns nicht einmal eingefallen. Was wir vermisst haben, waren die Milpa und unsere Tiere. Aber veröffentliche das lieber nicht, weil ich ihm gesagt habe, dass ich viel an ihn gedacht habe.“ 

-*-

Ich sage es nur ungern, aber wie es scheint, ist Gemüse Politik mit anderen Mitteln.

Gut. Gesundheit und, wie schon Lenin nicht sagte: Der Hauptfeind ist der Kürbis.

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens

Der Capitán.
August 2024

 

 

Anm. d. Übers.:

[1] Das spanische Wort für Rettich, „rábano“, wird auch in der Redewendung „Me importa un rábano“ verwendet, was etwa bedeutet: „Das ist mir völlig egal“.

[2] In Mexiko werden insbesondere Radieschen als „rábano“ bezeichnet.

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