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Palabra del Ejército Zapatista de Liberación Nacional

Ago232024

Das Maya-Aleph*?

Das Maya-Aleph*?

August 2024.

Die Staubwolke, die sie erzeugten, war von weitem zu sehen. Wie diese Windhosen, bei denen sich die Windstöße hinterherjagen, ohne sich je erreichen zu können – und alles, auf das sie treffen, niederwalzen oder bis zu den Wolken hinaufwirbeln und wieder zur Erde schmettern.

»Der Sturm«, dachte ich. »Oder was schlimmeres«, dachte ich erneut. »Etwas schlimmeres?«, reflektierte ich.

»Nur wenn es sich um das Triple T handelt, der Schrecken aller: das … Kommando Popcorn!« Es lässt die Kämpfe des World Wrestling Entertainments wie zuvor paktierte Kämpfe aussehen (ach ne, die sind wirklich zuvor abgesprochen? Also hört mal, habe ich nicht gesagt, es gibt keine Werte mehr). Für diejenigen, die das Kommando Popcorn nicht kennen (1*): Es besteht aus Verónica, Cintia, dem Chuy, alle jetzt sieben Jahre alt, sowie dem geliebten Amado und dem Chinto, beide nun 12 Jahre.

Und wie als Antwort einer teuflischen Verschwörung … tauchte als erste Verónica auf. Nachdem sie die gesamte Champa, die Holzhütte, abgesucht hatte – mit ihrem Panorama-Weitwinkel-Blick, sodass du das neueste iPhone 77.7 vergessen kannst – informierte sie die anderen: »Es gibt keine Kekse …« Damit dem Anfangsimpuls verlustig und somit lustlos traten nun Chinto, Cintia, Chuy und der geliebte Amado ein. Es folgte ihre Leibwache, formiert aus den kleinen Hunden, die die zapatistischen Posten in großer Anzahl umgeben. Ah, und natürlich Katzen, einschließlich der rothaarigen Katze.

Die durch den Keks-Mangel hervorgerufene ungute Stille wurde vom geliebten Amado durchbrochen, der schwindelnd meinte: »Die Kekse sind doch egal, erzähl‘ uns lieber eine Geschichte.«

Ohne darauf zu warten, ob ich dem zustimme, nahm das Kommando Popcorn seine strategischen Stellungen innerhalb der Champa ein, mit einer dem besten Terror- oder Antiterror-Kommando (was ja dasselbe ist) würdigen Taktik.

Derart umzingelt und angesichts ihrer größeren Anzahl und ihres stärkeren Waffenarsenals (nun gut, in Wirklichkeit trugen Verónica und Cintia Wasserpistolen bei sich, die ich ihnen unglücklicherweise vor Zeiten gegeben habe) hatte ich keine andere Option. Und ich begann mit …

Die Geschichte des Ortes, der alle Orte birgt

»Es war bevor die ersten Götter, die die Welt geschaffen haben, auftauchten. Dies erzählt Ixmucané, die bereits da war als noch niemand da war. Sie erzählt, es gab vor vielen Zeiten einen Ort, an dem alle Orte waren. Alles am selben Ort und zur selben Zeit. Und an diesem Ort aller Orte: Alles war und war gleichzeitig nicht. Das heißt, der Ort war alle Orte, jedoch nicht jeder Ort einzeln. Jeder Ort hatte seine Art und Weise, war unterschiedlich, verschieden, sehr anders. Gleichzeitig war er jedoch Teil des gesamten Ortes.

Alles war schrecklich und wunderbar. Jeder Teil war das Ganze und war gleichzeitig sich selbst, ohne seine Individualität und Kollektivität zu verlieren. Diese ging durch die Schuld der ersten Götter, die die Welt geschaffen haben, verloren. Denn jene letztendlich und anfänglich kleinen Machos begannen sich zu streiten: wer mehr, wer besser …

Daraus entstanden die Olympiaden, ihre Sponsoren und eine Nike-Werbung zum Lob des Verbrechens, die das Motto eines Kartells, einer Terror-Organisation, ebenso eines Staates darstellen oder vom Leiter der Wahl-Kampagne Trumps entworfen sein könnte. Für eine solche Werbung wird zweierlei gebraucht: Einen, der sie entwirft und eine Opfergruppe, die sagt: »Was für eine tolle Werbung!««

Der kollektive tadelnde Blick des 3-T-Komandos Popcorn brachten mich wieder zur Besinnung. Ich begriff, ich war dabei, vom eigentlichen Thema abzuweichen. Ich paffte an meiner kaputten Pfeife und nahm den Erzählfaden wieder auf:

»Das heißt die Teile [des einen einzigen Ortes] konkurrierten nicht um: wer mehr oder wer besser … Die männlichen ersten Götter, die die Welt geschaffen haben, nun, sie waren eben Männer. Somit fingen sie an zu rivalisieren. Und jeder einzelne ergriff sich, wie gesagt wird, seinen Teil und begann ihm zu geben, damit er mehr und besser als die anderen Teile sei. Und so fingen der gemeine Tratsch und die bösen Blicke an. »Hast du gesehen, dieser Teil dahinten, na, ich weiß nicht, sehr finster und verbogen«, lästerten die einen. »Und der andere da, nun ziemlich blass und dürr, es scheint, er trinkt seinen Pozol nicht«, flüsterten die anderen. »Und der da hinten, ehrlich gesagt, man weiß gar nicht, was das sein soll«, stimmten sie überein. Dabei blieb es nicht, denn die Stärksten griffen die Schwächsten an. Und somit gab es einen [Teil], der mehr und einen, der weniger hatte. Es wurde dabei vergessen, dass die einen deshalb mehr hatten, weil sie es anderen weggenommen hatten.«

Der Punkt war, sie begannen sich zu spalten, unter sich zu streiten – vor einer verzweifelten Ixmucané, die tat, was sie tun konnte, damit die Streitereien aufhören sollten.

Es war unnütz.

Somit wurden die Männer und Frauen und AnderEn – die die ersten Götter, welche die Welt geschaffen haben, erschufen – mit jenem Makel behaftet. Das heißt: Sie wollen konkurrieren, um zu sehen, wer mehr oder besser [ist/kann].

Ixmucané jedoch hat etwas gerettet und die Erinnerung an diesen Ort aller Orte in alle Lebewesen gesät. Sie schaffte es jedoch nicht, das Saatkorn gut zu säen und so blieb es sehr tief in der Seele jedes Lebewesens vergraben.

Deshalb werden die Kinder mit der Erinnerung an diesen Ort aller Orte geboren. Deshalb das erste Weinen, das schmerzhafteste, was die Abwesenheit [dieses Ortes] erzeugt. Wenn sie heranwachsen, werden sie jedoch dieses Wunderbare vergessen – begraben unter den Jahren, Schlägen, Stürzen dessen, was Leben genannt wird.

Und derart war es, dass die sozialen Netzwerke entstanden.  Tan-tan.«

Der Chuy unterbricht: »Hör mal, Sup, als ob es damals Handys gegeben hätte.«

»Dummkopf, das ist eine Geschichte«, klärt ihn Verónica mit einem Klaps auf.

Der Chuy gab den Klaps an Cintia weiter. Verónica warf sich, wegen dem was Schwesternschaft genannt wird, in die Verteidigung Cintias. Der geliebte Amado wie auch Chinto versuchten die Keilerei noch aufzuhalten, Verónica jedoch war bereits im »Tzotz«(*2)-Modus (Angriffsstärke: 100,  Schadensmenge: 100, Konsequenzen: 0) und biss in Chuys Fussknöchel. Cintia wollte ebenso ihren Mut zeigen und biss – jedoch in Chintos Arm (Angriffsstärke: 100, Schadensmenge: -1). Der geliebte Amado wollte Verónica abbringen, ihn traf ein Tritt von Chuy, der sich gerade im »Tasmanischen-Teufel«-Modus befand (Angriffsstärke: 100, Schadensmenge: 100, jedoch verteilt auf die Anwesenden: jeweils 20 – er selbst verpasste sich einen Fußtritt).

Der Hunde- und Katzen-Begleitschutz betrachtete die Szene mit Missbilligung, so als ob sie sagten: »Die sind ja wie Katz und Hund.«

So entfesselte sich ein Chaos. Und in diesem schrecklichen und wunderbaren Moment liefen alle kindlichen Streitereien in einem einzigen Augenblick zusammen. Alle Streits wurden zu einem einzigen, und gleichzeitig bestanden sie aus jedem einzelnen. Beachtet: Eine Windhose war innerhalb eines Raumes von 3 mal 4 Metern entstanden – unter einem Wellblechdach, mit Wänden zur Hälfte aus Ziegeln und Brettern.

Mitten im Geschehen passierte etwas anderes: Ein Melder tauchte an der Tür der Champa auf und erklärte: »Frage vom SubMoy, ob eine*r Wassereis am Stil haben möchte, denn ein mobiler Händler befindet sich gerade im Caracol.«

Unter wilder Hast verließ das Kommando Popcorn die Hütte, schwang sich geschickt auf die Fahrräder und machte sich auf zum Caracol. Hinterher folgte der Hunde-Katzen-Begleitschutz. Alle zogen los.

Nun gut, nicht alle. [Auf seinen Pfoten] sitzend und mich komplizenhaft anblinzelnd war da noch der Tragón (*3). Nun, daraufhin zog ich die verboten-verborgenen Kekse hervor.

Während ich mit dem Tragón teilte, indem wir Kekse und folgende Gedanken über Jorge Luis  Borges‘ Aleph ausgetauscht haben:

»Bevor wir geboren wurden, kannten wir das Aleph nach Borges. Mit dem ersten Atemzug dieser dünner werdenden Luft, die wir Leben nennen, fangen wir an zu vergessen. Das Festhalten der Kindheit ist deshalb, weil gespürt wird, etwas Schrecklich-Wunderbares ging ihr voraus. Im methodischen Vergessen des Schwindelgefühls, der Berauschung, dass viele Welten in einer einzigen Welt zusammenleben, darin liegt der Ursprung von Intoleranz, Rassismus, Verachtung … und der sozialen Netzwerke.

Somit: Erhaltet die Kindheit, es ist der Ort, an dem Ihr dem Aleph am nächsten kommt. Und bewahrt das Alter, denn dort seid Ihr dem Verständnis von der Zwecklosigkeit des Vergessens dessen, was Leben genannt wird, am nächsten. Die offensichtliche Zerstreutheit der Alten, ihre Vergesslichkeiten, sind nichts anderes als die unmittelbare Anschauung einer Erinnerung, die vor dem Gedächtnis liegt. Das Maya-Aleph ist die Bestätigung der unerbittlichsten Sentenz: Als isolierte Individuen sind wir dem Ganzen entbehrlich, als Teil des Ganzen sind wir jedoch notwendig.«

Der Tragón verließ die Debatte als die Kekse sich dem Ende zuneigten und machte sich auf, den kleinen Wagen mit Wassereis zu verfolgen.

Bereits gesagt: Ich bin ein Unverstandener.

Aus den Bergen des Südosten Mexikos.

Der Capitán.
August 2024.

Sie sind so voraussehbar. Es reichen ein paar Zeilen eines PostScripts und sie werden hysterisch. Selbst darin bleiben sie gleich, Und das, wo wir gerade erst »wieder angefangen haben«. Unterdesen »ziehen« sie damit viele Blicke auf hier. Schade, dass sie bereits am Gehen sind, wir werden sie vermissen.

Werbung der Marke NIKE (Sportartikelhersteller), während der Olympiade 2024 im mexikanischen Fernsehen zur besten Nachrichten-Sendezeit ausgestrahlt, mit spanischen Untertiteln: »Ich glaube, ich bin besser als der Rest. Ich will was dir ist und es dir nicht zurückgeben. Meines ist meins und deines ist ebenso meins.« Geht‘s noch, häh? All das ein Regierungsprogramm, nicht wahr? Das oder das Rückgrat des »Projekts 2025«  der Heritage Foundation in den USA.

 

Anmerkungen des*der Übersetzer*in:

(*) Aleph ist u.a. im hebräischen Alphabet der erste Buchstabe, er hat den Zahlenwert 1.

In der Mengenlehre steht das Aleph-Symbol u.a. für die Kardinalzahlen unendlicher Mengen.

(1) Siehe Kommuniqué: https://enlacezapatista.ezln.org.mx/2021/09/10/comando-palomitas/

(2) Tzotz: ein Hund, der bereits in einer anderen Geschichte des Sup aufgetaucht ist

(3) Tragón: dito

(4) Das Aleph: Einzelerzählung wie auch gleichlautender Titel eines Erzählbands (1949) des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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