Comisión Sexta Zapatista
Mexiko.
An das Europa von unten und links:
An die Sexta Nacional und Internacional:
An die Organisationen, Gruppen und Kollektive, die Wahrheit und Gerechtigkeit für ihre Vermißten suchen:
Schwestern, Brüder, Schwestern*Brüder:
Compañeroas, compañeras, compañeros:
Wir möchten diese Worte beginnen, indem wir den Kampf und das Engagements all jener Menschen grüßen, die auf der Suche sind nach ihren Vermissten, nach den Verschwundengelassenen. Ihr Kampf ist auch – und vor allem – ein Kampf für das Leben. Es ist kein Zufall, dass wir an diesem Tag[1] das Folgende ankündigen:
Erstens: Nach unendlich vielen bürokratischen Prozeduren, Hindernissen und Problemen geben wir bekannt, dass die auf dem Luftweg beförderte zapatistische Kompanie, die wir «La Extemporánea» – “Die Unzeitgemäße” – genannt haben, am 13. September 2021 von Mexiko-Stadt in Richtung Europa aufbrechen wird.
Zweitens: Das Ziel ist die Stadt Wien, in der Geographie, die man Österreich nennt, und wir werden in zwei Gruppen reisen.
Drittens: Eine erste Gruppe wird am 13. September 2021, um ca. 12:10 Uhr, vom Flughafen in Mexiko-Stadt abfliegen. Sie wird am 14. September um 06:00 Uhr in der Stadt Madrid, in der Geographie namens Spanien, ankommen. Nach einem zweistündigen Aufenthalt und Umsteigen wird sie um 08:20 Uhr weiterfliegen und am 14. September um 11:05 Uhr in der Stadt Wien, Österreich, landen. Eine zweite Gruppe wird am gleichen Tag, 13. September um 20:45 Uhr abfliegen und am 14. September um 14:35 Uhr ebenfalls in Madrid zwischenlanden, den Flug um 16:00 Uhr fortsetzen und am 14. September um 19:00 Uhr in Wien landen.
Viertens: Die „Extemporánea” besteht aus 28 Teams des Zuhörens und der Worte (bestehend aus jeweils 4-5 compas), einem Team für Spiel und Spaß und einem Team zur Koordination. Die «Extemporánea» kann somit 28 Winkel der europäischen Geographie gleichzeitig abdecken.
Einige Tage später werden sich die Delegationen des Congreso Nacional Indígena-Concejo Indígena de Gobierno[2] und der Frente de Pueblos en Defensa de la Tierra y el Agua[3] anschließen.
Gemeinsam mit der Delegation dieser Schwesterorganisationen werden wir die Arbeit des so genannten Geschwaders 421 fortsetzen, welches derzeit die Geographie abdeckt, die sie Schweiz nennen.
Fünftens: In ein paar Tagen werden wir den Tag konkretisieren, an dem wir das Semillero «Huellas de la Comandanta Ramona» verlassen werden, um uns im Caracol von Jacinto Canek in San Cristóbal de las Casas, Chiapas, zu sammeln. Von dort aus geht es auf dem Landweg in einer Fahrzeugkarawane nach Mexiko-Stadt, wo wir uns bis zum Abreisezeitpunkt in den Räumen “Carmona y Valle” einquartieren werden. Falls jemand die Abfahrt und Reise von San Cristóbal nach Mexiko-Stadt begleiten möchte.
Sechstens: Wir widmen diese Anstrengung (an der viele Nicht-Zapatistas und sogar einige Anti-Zapatistas beteiligt waren) allen Verschwundengelassenen [desaparecidas], den Familien, die unter ihrer Abwesenheit leiden, und vor allem den Frauen und Männern, die darum kämpfen, sie zu finden und die Wahrheit und Gerechtigkeit zu erlangen, die wir alle brauchen und verdienen. Ihr sollt wissen, dass ihr Beispiel, ihre unermüdliche Arbeit und ihr ‘nicht aufgeben, sich nicht verkaufen, nicht nachgeben’, für uns, die zapatistischen Völker eine Lektion der menschlichen Würde und der wahrhaftigen Verpflichtung im Kampf für das Leben sind.
In den Tagen, in denen wir uns in Mexiko-Stadt aufhalten, werden wir die Beschlüsse der Versammlungen der zapatistischen, nicht-zapatistischen und antizapatistischen Gemeinden überreichen. Sie umfassen die Vereinbarungen über die Unterstützung des Kampfes um Wahrheit und Gerechtigkeit für die Opfer der Gewalt, so wie sie bei der Volksbefragung am 1. August diesen Jahres, 2021, getroffen wurden.
Das ist alles.
Aus den Bergen des mexikanischen Südostens.
Subcomandante Insurgente Moisés.
Generalkoordinator der Reise für das Leben – Kapitel Europa.
Noch Mexiko. Jahr 501.
[1] 30. August: Internationaler Tag der Opfer des gewaltsamen Verschwindenlassens.
[2] Indigener Nationalkongress – Indigener Regierungsrat
[3] Zusammenschluß der Völker zur Verteidigung von Land und Wasser (FPDTA)
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