ZAPATISTISCHE ARMEE DER NATIONALEN BEFREIUNG.
Mexiko.
Februar 2016.
An die Compañer@s der Sexta:
An die Betroffenen:
Compas und Nicht-Compas:
Was wir Ihnen jetzt erzählen, sind die wörtlichen Berichte von indigenen Partidistas (Partidistas: so bezeichnen die Zapatist*innen die Indigenen, die irgendeiner Partei angehören oder diese wählen, also Parteigänger oder Parteianhänger = Anm. der Übersetzerin), die in verschiedenen Zonen des südöstlichen mexikanischen Bundesstaates von Chiapas wohnen. Obwohl sie in den unterschiedlichsten, institutionalisierten politischen Parteien (PRI, PAN, PRD, PVEM, PMRN, PANAL, PT, PES, PFH,… sowie jenen, die bis 2018 noch aufscheinen werden) aktiv, Sympathisanten oder Mitarbeiter sind, haben sie etwas gemeinsam: Empfänger von Unterstützungsprogrammen der schlechten Regierung zu sein sowie menschliches Material für irdische Abstimmungen und himmlische Gelöbnisse und außerdem, eh klar, mexikanische Indigene zu sein.
Was Sie jetzt lesen werden, ist nicht nur nicht weder in der Vergangenheit, noch in der Gegenwart in den bezahlten lokalen, nationalen und internationalen Medien erschienen, noch wird das jemals in der Zukunft geschehen. Aber nicht nur das, es widerspricht gänzlich der Regierungspropaganda und den Lobhudeleien, die die willfährigen Medien singen (ziemlich schlecht sei nebenbei erwähnt).
Zusammenfassend kann man sagen, dass es die Demonstrationen von Verbrechen sind: des ´legalen´ Raubes, Landraub, Raub von Geschichte und Kultur der indigenen Comunidades, die glaubten, dass die schlechten Regierungen und die Parteiorganisationen dazu da sind, um ihnen zu helfen. Die wirklichen Namen der Comunidades und der Personen haben wir weggelassen. Und zwar aufgrund der ausdrücklichen Bitte jener, die uns das erzählten, weil einige von ihnen sich vor Repressalien fürchten, andere möchten sich vor Scham und Spott schützen, dem sie wegen der erlittenen Beleidigung ausgesetzt sind.
DieProtagonisten sind nur ein kleiner Teil der Opfer eines Krieges, des brutalsten, schrecklichsten, blutigsten und zerstöererischsten in der ganzen Weltgeschichte: ein Krieg gegen die Menschheit.
Wir bringen hier nur einige Beispiele, denn es gibt viele von denen, obwohl Lüge und Leiden sich in allen in gleicher Weise vereinen. Also denn, los geht’s:
Was hier beschrieben wird, geschieht in den Comunidades der Partidistas, der Parteianhänger.
Es erscheint unglaublich, ist aber die Wahrheit, das was wir Ihnen erzählen, so wie es uns die Compañer@s der Unterstützungsbasen sagten und wie das wieder jene erzählten, die in den Comunidades keine Zapatist*innen sind, über alles, was sie in ihren Dörfern bereits erleiden müssen. Ganz abgesehen von dem, was in den anderen Dörfern, jenen der Compañeros und Compañeras des Nationalen Indigenen Kongresses diese Compañeros ertragen müssen. Gar viel wissen wir darüber nicht, denn es gibt keine Medien, die diese Informationen bringen, denn die Mehrzahl der Medien die es gibt, sind bezahlte.
Das was wir hier beschreiben, geschah vor weniger als einem Jahr.
Wir beobachten, so als ob wir in einem unterirdisches Drone wären um zu sehen, wie es den Partidistas von Unten geht, weit weg von den Statistiken der Regierung und den bezahlten Annoncen in den Medien.
In der Gegend von La Realidad, in einer Comunidad – gut, sie werden weiterhin Comunidad sein, wenn sie sich verteidigen, denn Sie werden gleich sehen, was dort geschah. – Sie sind keine Zapatist*innen sondern Parteianhänger.
Sie erhielten ein Viehzucht-Projekt der schlechten Regierung. Alle Ejido-Angehörigen erhielten Rinder, nicht als Gemeinschaftsbesitz, jeder einzeln. Jeder bekam seine Kühe, sein Pferd, sein Reitzeug, seinen Auslauf, Draht, um diesen einzuzäunen, Salz und alle zusammen bekamen sie ein tierärztliches Apotheken-Kit.
Wie Sie sich vorstellen können, waren die Menschen sehr zufrieden. Sogar Poster und T-Shirts hatten sie, auf denen stand, dass die Regierung die Versprechungen einhält. Und die Politiker ließen sich fotografieren und bezahlten den bezahlten Medien einen Haufen Geld, damit sie die große Nachricht veröffentlichten: ¨in den Comunidades der Parteianhänger gibt es Fortschritt, den Zapatisten geht es gleich oder gar schlechter als im Jahr 1994¨. Die Beamten vermerkten auf ihren Rechnungen grosse Ausgaben um zu verbergen, was sie dabei gestohlen hatten: einen Teil für sich selber, einen Teil für die Regierungen, und noch ein anderer Teil für die bezahlten Medien.
Aber es ist nun mal so, dass die Nachrichten so sind, wie das blinde Huhn, das nicht weiß, wohin es sich wenden soll: dass der Chapo schon das zweite Mal ausgebrochen sei, dass sie ihn schon das dritte Mal geschnappt hätten, dass der Papst schon gekommen ist, dass der Papst schon abgereist ist, und in der Zwischenzeit haben sie an irgendeinem Ort in Mexiko, oder auf der Welt, irgendjemand geschlagen-vergewaltigt-eingesperrt-ermordet-zum Verschwinden gebracht- ganz – egal – wer das – war. Und ja, die Nachricht ist Teil des Systems, das heißt, sie ist auch eine Ware. Und sie wird verkauft, wenn sie publiziert wird, und sie wird verkauft, wenn sie verschwiegen wird. Auf diese Art bekommen die Medien mehr Geld um zu berichten…..und viel mehr Geld um zu schweigen.
Aber nach nicht allzu langer Zeit hatte einer der Ejido-Mitglieder des Dorfes, welches die staatliche Unterstützung bekommen hatte, einen Notfall und verkaufte eine Kuh. Wenn wir sagen ´ein Notfall´, dann heißt dass, das irgendetwas Ernstes passierte, wie zum Beispiel eine schwere Krankheit. Und dann kam der Inspektor des Projekts und begann, die Kühe zu zählen, eine nach der anderen, die er ihnen seinerzeit gab, und nun denn, es fehlte eine Kuh von einem von ihnen, will heißen, von einem Ejido-Mitglied. Daher fragte der Inspektor, wo denn die Kuh sei und der Mann antwortete: “ich musste sie wegen eines Notfalles verkaufen”. Darauf sagte der Inspektor: “das darfst Du nicht. Warum hast Du nicht um Erlaubnis gebeten? Jetzt musst Du den Ersatz kaufen, gleich groß, die gleiche Rasse”. Der Mann aus dem Ejido sagte zum Inspektor: “aber wie soll ich das denn bewerkstelligen? Ich habe ja bereits das gesamte Geld für diesen Notfall ausgegeben. Woher soll ich denn die Kohle nehmen, um einen Ersatz zu kaufen?”. Der Inspektor antwortet ihm: “das ist nicht mein Problem sondern Deines. Kauf den Ersatz und fertig, und wenn nicht, na gut, dann nehmen wir Dir alles weg.”
Kaum war ein Monat vergangen, da kam der verfluchte Inspektor schon wieder und rief alle Ejido-Mitglieder zu einer Versammlung zusammen. Und da sagt er allen, während er einen Packen an Papieren herauszieht und den Menschen zeigt und sagt, das heißt, der Inspektor sagt zu den Menschen: “das hier, alle diese Papiere das ist die Liste, die Quittungen und Rechnungen über alles, was ihr schon von der Regierung bekommen habt. Daher gehört der Grund jetzt nicht mehr euch, ihr müsst von hier weggehen. Und es ist besser, wenn ihr im Guten geht, denn wenn dem nicht so ist, dann wird es für euch schlecht aussehen. Wenn ihr freiwillig geht, dann gibt es schon einen Ort wo ihr hingehen könnt: nach Escárcega, das ist im Bundesland von Campeche, oder sonst kommt ihr nach Los Chimalapas”.
Das heißt, während die Menschen vergnügt über die Unterstützung der schlechten Regierung ihre Vieherden betreuten, waren sie in Wirklichkeit wie Knechte, denn das Vieh gehörte nicht ihnen. Und alle Papiere die sie unterschrieben, zusammen mit ihren Ejido-Urkunden und Personalausweis, das bedeutete in Realität nichts anderes als den schlechten Verkauf ihrer Gründe, ohne dass sie das wussten.
Da plötzlich gefror ihnen das Lächeln und das Lamentieren begannen, die Trauer, der Schmerz und die Wut.
Denn dort handelt es sich um eine Tourismus-Zone. Es ist dort wo der Jataté – Fluss kleine wunderschöne Inseln formte. Darauf sind sie aus, die Herren Trittbrettfahrer der Geldscheine und der Münzen. Das geschieht in der Comunidad X, offizieller Gemeindebezirk Maravilla Tenejapa, in der Nähe der Grenze zu Guatemala.
Wissen Sie wo Los Chimalapas liegt? Ja, an der Grenze zum Bundesland von Oaxaca. Ist Ihnen bekannt, dass es dort oft Konflikte gibt, Probleme wegen des Landbesitzes zwischen Bauern aus Oaxaca und Chiapas? Gut denn, die werden grösser werden. Die Bundesregierung und die Landesregierungen verwenden diesen Ort, um jene umzusiedeln, die ihres Grundes beraubt wurden. Das ist es, wozu der staatliche Populismus fähig ist: Probleme werden nicht gelöst sondern vergrößert und in andere Geographien verfrachtet, damit sie dann in anderen Kalendern zerbersten.
Der schlechten Regierung und den Parteigängern von Oben sind die Bedürfnisse der Menschen egal. Alle ihre Kampagnen und Sozialprogramme sind nicht nur eine einzige Lüge und eine Geldquelle, um sich persönlich zu bereichern, sondern auch ein Mittel zur Beraubung.
Aber lasst uns damit fortfahren, die Partidistas anzuhören und anzusehen:
In der Zone des Caracol von Garrucha (aber auch in anderen Zonen) geschah folgendes: in den Comunidades von W, X und Y erhielten sie das Projekt “Für den Baum”. Auch andere Dörfer haben das bekommen, aber die haben uns nichts erzählt. Die erwähnten drei Comunidades dagegen haben uns das erzählt, weshalb wir es hier wiedergeben. Alle sind sie Parteianhänger-Dörfer im offiziellen Gemeindebezirk von Ocosingo, Chiapas.
Allen diesen Menschen hat die Regierung verboten, für ihren täglichen Bedarf Bäume zu fällen, wie zum Beispiel Brennholz zum Kochen und das Holz für den Bau ihrer Häuser. Die Menschen sagen, sie haben schon Angst, was mit ihnen passieren wird. Sie haben nur einen kleinen Flecken bekommen, um Mais und Bohnen anzubauen, dort wo das Niederholz wächst. Wenn sie einen Baum aus dem höher stehenden Wald fällen, werden sie bestraft. Wenn sie also an ihren Hütten Bretter austauschen müssen, dann müssen sie diese Bretter im Sägewerk kaufen. Diese Sägewerke gehören großen Unternehmen und die dürfen sehr wohl Bäume fällen, so viel sie nur wollen, dort, wo die Bauern nichts umschneiden dürfen. Wenn sie Brennholz zum Kochen brauchen, dann müssen die Bauern das anderswo kaufen und nach Hause schleppen. Da marschieren sie dann mit ihrer Last, auf der gleichen Straße, wo die großen LKWs an ihnen vorbeifahren, beladen mit riesigen Baumstämmen, die auf den Böden der Comunidad gefällt wurden, dort, wo die Bewohner kein Holz fällen dürfen aus Gründen des “Schutzes des Öko-Systems”.
Woher nimmt der Bauer das Geld, um diese Bretter zu kaufen, die er für seine Hütte braucht oder das Brennholz? Nun denn, von den staatlichen Programmen. Was braucht man, um diese staatlichen Almosen zu erhalten? Nun, die Versammlungsniederschrift, den Personalausweis, den CURP (ein Ausweis aus dem Personenstandsregister, den alle Mexikaner*innen lösen müssten = Anm. der Übersetzerin) und alle jene Papiere, die den Menschen Zeichen aufdrücken, so wie man dem Vieh Zeichen einbrennt und die Bäume markiert. Zeichen, die angeblich dazu dienen, den Menschen eine Identität zu geben, aber in Wirklichkeit nehmen sie ihnen diese: sie sind nicht mehr der oder die, sondern die Nummer sowieso.
Und wozu brauchen die schlechten Regierungen diese Papiere? Nun um zu beweisen, dass die Bauern ihren Grundbesitz rechtmäßig verkauft haben, um sie rechtmäßig vertreiben zu können und sie rechtmäßig auf Ländereien umsiedeln zu können, die illegal besetzt wurden. Und so weiter.
Aber wie geht es denn den Frauen in den Familien der Parteigänger? Nun denn, wir werden Ihnen jetzt erzählen, was uns eben diese Partidistas erzählten:
In zwei Comunidades, in X und Y wollten die Frauen ihre Projekte erhalten. Aber die Regierung sagte ihnen, dass auch die Mädchen kommen müssten. Das Treffen war in Tuxtla Gutierrez, das ist die Hauptstadt des Bundeslandes Chiapas, dort wohnen der Gouverneur und seine Beamten. Nun denn, als sie nach Tuxtla kamen, da trennten sie die Mädchen von den Frauen. Aber es war so, dass eine erwachsene Frau irrtümlich in die Gruppe der Mädchen kam. Und sie war es, die mit ihrem Mann Verbindung aufnahm und ihm sagte, dass sie 3 Stunden in einem Haus festgehalten wurden. Und die Mädchen erzählen, dass sie zu sexuellen Beziehungen gezwungen wurden. Und jetzt erzählt man sich bereits in der Comunidad, was die Beamten machen: im Gegenzug für die Zuteilung des Projektes, zwingen sie sie zum Sex. So hatte zum Beispiel ein Mädchen Probleme, weil sie zum Sex gezwungen wurde und sie fragte ihre Mama ob es beim ersten Mal so ist oder ob es immer weh tut, wenn man Sex hat. Und die Mama fragte ihre Tochter: “Warum fragst Du mich das? Was ist passiert?”. Und da musste das Mädchen dann erzählen, was in Tuxtla passierte.
Das heisst, die schlechte Regierung kehrt in den Comunidades der Parteianhänger wieder zur Auferlegung des Rechts der ersten Nacht zurück (wenn ein Mädchen vor der Heirat stand, hatte der Grossgrundbesitzer oder Gutsherr das Recht, diese Frau zu vergewaltigen). Dass sie wie die ehemaligen Grossgrundbesitzer und Gutsherren regieren und sich wie diese kleiden ist eh für alle sichtbar. Und ganz so wie früher werden sie vom hohen Klerus abgesegnet. Dieser öffnet ihnen die Tor der Kathedralen, damit sie – das Geld spielt die Vermittlerrolle – die Sakramente empfangen, ihre Verbrechen und Vergewaltigungen vergeben werden und dann wieder gereinigt und mit strahlendem Lächlen auf den Fotos der bezahlten Medien und im Fernsehen aufscheinen können. Das machen die Machthaber und Beamten, die voller Inbrunst beten und in der ersten Reihe stehen, um den kirchlichen Segen zu erhalten.
So wird die Hölle auf der Erde abgesegnet.
Und die jugendlichen Partidistas?
Was wir Ihnen jetzt berichten, da wissen wir nicht, in welchem Dorf oder Dörfern es passierte. Jedenfalls war es so, dass 2 mestizische Männer dort auftauchten und sagten, dass sie mit Unternehmern arbeiten und dass sie Arbeiter suchen. Weiters sagten sie, dass ihnen bekannt sei, dass welche im Norden arbeiten möchten, für diese es aber schwierig sei, dorthin zu gelangen. Diese zwei Männer sagten, dass sie die an Arbeit Interessierten mitnehmen könnten und sie direkt an ihre Arbeitsstelle bringen würden. So heuerten sie 9 Jugendliche an. Nach vielen Monaten schaffte es einer, mit seiner Familie Kontakt aufzunehmen und da erzählte er, dass er durch eine Kugel verletzt worden war, weil er von dort flüchten wollte, wo sie eingesperrt sind. Er sagte, dass die Arbeit darin bestehe, Marihuana und Mohn anzubauen, dass man ihnen nicht erlaubt, wegzugehen und man hätte ihnen klar gesagt: ¨von hier kommt ihr nie mehr weg¨, und er wüsste nicht, ob die anderen es schafften zu flüchten, aber die Familien von ihnen allen sollen wissen, wie es da ist, wo wir hingebracht wurden.
Ein anderes Dorf der Partidistas: eine Familie machte Geschäfte mit dem narco (=Drogengeschäft). Irgendetwas passierte, denn der Vater erhielt folgende Nachricht: “wenn Du nicht zahlst, dann wird Deine Familie bezahlen”. Ja und dann erhielt er durch ein Mobiltelefon ein Bild, wie sie den Kopf seiner Tochter abschnitten und wenn er sie begraben wolle, dann solle er an einen bestimmten Ort gehen, dort ist sie. Andere Familienmitglieder gingen um den Körpr des Mädchens zu bergen. Aber vor diesem Unheil war die Familie sehr vergnügt, dass sie gutes Geld bekamen ohne dafür viel arbeiten zu müssen.
In ein anderes Dorf, in der Nordzone von Chiapas, kamen die Leute der Regierung und offerierten Kaffee-Projekte, Milpa-Projekte (Milpa = typischer Subsistenz-Nutzpflanzenanbau = Anm. der Übersetzerin), Schulen, Spitäler, Kirchen und Strassen. Und die Menschen dort akzeptierten. Alle Menschen sind vergnügt, denn sie leben gut. Aber nach kurzer Zeit kamen die staatlichen Beamten zurück und sagten, dass die Bewohner jetzt wegziehen müssten, denn hier gäbe es Uran und das werden sie abbauen und das ist hochgiftig. Daher müssen sie wegziehen, entweder im Guten sonst mit Gewalt. Wenn sie im Guten gehen, dann können sie nach Escárcega oder nach Chimalapas ziehen.
Und sie zeigten ihnen die Rechnungen und Quittungen über alle Ausgaben, die sie durch das Projekt erhalten hatten. Und da sind ihre Namen, ihre Fotos, ihre Generalversammlungs-Niederschriften des Ejidos. Alles was der rechtliche Beweis dafür ist, dass sie nicht eine Unterstützung unterhielten sondern ihre Böden verkauften.
In einer anderen Zone, da ist ein Dorf im Gemeindebezirk von Simojovel, wo Bernstein vorkommt und die Menschen dieser Orte überleben dadurch, dass sie diesen Bernstein herausholen. Nun denn, wie Sie wissen, geschah das mit der Privatsierung des Ejidos, und auf diesen Trick sind einige Dörfer hereingefallen. Und in dem Dorf war es so, dass der, der Grundeigentümer war, diesen Grund stückerlweise verkaufte, das heisst, er verkaufte den Grund in Metern. Die Menschen von dort kauften um zu sehen, ob da Bernstein drinnen war um etwas zu verdienen. Aber eines schönen Tages wurden sie verjagt, denn es kam ein chinesischer Unternehmer um den Bernstein abzubauen. Der ausländische Kapitalist hatte alle Papiere, alles war rechtlich in Ordnung. Das schaffte er durch die Papiere, die die Menschen unterschrieben, um die Regierungsunterstützungen und Regierungsprojekte zu erhalten.
In anderen Dörfern der Parteianhänger tauchten unbekannte Leute auf. Sie haben diese gepackt und eine Geldbuße abgeknöpft, weil sie ohne Erlaubnis ihr Territorium betraten. In einer Comunidad haben sie 300.000 Pesos verlangt, die Unbekannten zahlten, ja sie legten sogar noch etwas darauf und sagten: “wir kommen jetzt, das ist die erste Etappe. Aber es wird eine zweite und dritte Etappe geben und ihr werdet viel Arbeit haben. Das heisst,ihr werdet eine gute Anstellung bekommen, beim neuen Eigentümer dieser Gründe”. In einem anderen Gemeindebezirk haben sie die Fremden, die in Booten ankamen auch gepackt und 100.000 Pesos verlangt. Die Fremden zahlten und sagten, sie kämen um den Boden zu erforschen, denn dort gäbe es unter anderem Schwefelvorkommen und auch sie sagten, das sei die erste Etappe und dass es eine zweite und dritte geben werde.
In einem anderen Gemeindebezirk, dort in der Nähe der Lagune Miramar, so erzählte es uns ein Parteianhänger von dort, sei der Betrag, den sie aus den Regierungsprogrammen Anfang Dezember (des Jahres 2015) erhalten hätten, der letzte gewesen sei. Denn damit ist das Terrain abbezahlt und der Eigentümer des Berges wird sein Eigentum in Anspruch nehmen. Und der Eigentümer des Berges sei ein Japaner. Nun ist es so, dass die Menschen in diesem Gemeindebezirk mit allem zum Leben Nötigen versorgt sind, es fehlt an nichts, sogar einen Kückenbrutkasten haben sie. Sie erhielten alle staatlichen Unterstützungen und jetzt kommt heraus, dass sie ohne ihr Wissen ihre Ländereien an Ausländer verkauften.
Ein anderes Regierungsprogramm nennt sich PROSPERA, das, was früher Oportunidades geheissen hat. Dieses Programm dient dazu, dass die Frauen, die dabei sind eine Unterstützung für ihre Kinder erhalten, die die Schule besuchen. Aber dieses Programm hat seine Bedingungen und zwar folgende: die Frauen werden verpflichtet, häufig zum Arzt zu gehen und sie müssen auch den Pap-Test machen. Sie werden dazu gezwungen, wenn sie ihn nicht machen, dann wird ihnen die Unterstützung entzogen. In der Comunidad werden gewisse Gesundheitsleistungen verboten, die eine lange Tradition haben, wie zum Beispiel das Hinzuziehen einer Hebamme. Dagegen müssen die Frauen jetzt in die Stadt fahren um in den Spitälern zu entbinden. Klar, wenn sie dort aufgenommen werden.
Ein anderer Fall ist das mit dem Digital-Fernsehen. Die Regierung gibt allen Parteianhängern Fernseher. Am 22. und 23. Dezember 2015 haben sich Menschen aus allen Comunidades des Gemeindebezirks von Las Margaritas vor dem Sport-Stadion von Comitan eingefunden. Bereits um Mitternacht begannen die Menschen sich anzustellen, damit sie ihren Fernseher bekommen und es fand sich eine riesige Menschenmasse ein. Was dann dort geschah war der Tod von zwei Menschen, ein Kind und eine Frau: ein Kind starb, weil es im Menschengedränge erdrückt wurde, der Mutter gelang es nicht, das Kind vor der Masse zu verteidigen; die Frau wurde ermordet. Als sie nach Hause kam, holte ihr Mann seine Pistole heraus und erschoss sie, weil sie seinen Sohn nicht beschützte. Diese Information haben wir von einem Parteianhänger erhalten.
Einige Tage nach der Übergabe sagten die Frauen Partidistas, dass viele Fernseher bereits bei der Übergabe kaputt waren, andere dagegen beim ersten Anstecken einen Kurzschluss verursachten und durchbrannten; wieder andere zeigten kein Bild, nachdem man sie einschaltete, jetzt müssen sie einen Apparat kaufen, um etwas zu sehen. Weiters erzählen die Partidistas, dass es sich da um ein Geschäft vom Peña Nieto mit einer japanischen Firma handelt.
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Gut denn, das waren nur einige Beispiele. Es gibt noch viele und sie sind mindestens ebenso schaurig und himmelschreiend wie die, die wir geschildert haben.
Wir lügen nicht, noch erfinden wir etwas.
Es sind die eigenen Worte der Parteianhänger, die sich in ihrer Not und in ihrem Zorn an uns Zapatistinnen und Zapatisten gewandt haben, um uns um einen Ratschlag und Unterstützung zu bitten.
Wir Zapatistinnen und Zapatisten hören voller Respekt zu.
Wir werfen ihnen ihren Verrat, ihre Angriffe und ihre Verleumdungen nicht vor.
Wir halten ihnen nicht vor, dass sie früher unseren Verfolgern dienten und dass sie sich oft mit denen von oben zusammentaten, um uns anzugreifen.
Wir machen uns über ihr Unglück und ihr Leid nicht lustig.
Wir erfreuen uns nicht an ihren Schmerzen.
Wir sagen auch nicht, dass sie Zapatist*innen werden sollen, denn wir wissen sehr wohl, dass das sehr schwer ist, das Zapatist*in sein.
So war unser Leben, so ist es und so wird es bis zu unserem Tod sein: Zapatista.
Folgendes haben wir ihnen gesagt:
“Wir Zapatistinnen und Zapatisten können nichts anbieten, weder Projekte, noch Geld, noch irdische oder himmlische Versprechen. Wir haben nur unser Beispiel. Organisiert euch selbst, niemand muss euch sagen, was ihr machen sollt, noch wann oder wie, verteidigt das, was das Eure ist. Widersteht, kämpft, lebt”.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, was einige der Parteianhänger angesichts dieser Angriffe, Beraubungen und Auferlegungen machen.
Nun, die Antwort ist ganz einfach: sie geben sich als Zapatist*innen aus.
Ein Partidista sagte: “Denn nur so werden wir respektiert. Wir verstecken dann unsere Papiere und ändern unseren Namen. Wir dachten, auf Grund unserer Unwissenheit, welche uns die Regierungen einimpfte, dass die Zapatist*innen Übeltäter seien. Aber jetzt sehen wir mit eigenen Augen, dass dem nicht so ist.
Hoffentlich machen wir das nie wieder, dass wir nie wieder Spione oder Verräter sind. Denn wie heisst es so schön, wer verrät, der wird verraten.
Und dann, es ist echt so, dass wir viel Scham und Wut darüber empfinden, dass sie uns verhöhnten, so wie immer.
Wir dachten, dass es uns gut ging, und es fehlte, dass das Böse eintraf.
Wir glaubten, dass wir viele Dinge besassen und jetzt haben wir nichts mehr.
Wir waren blind und jetzt stehen wir nackt da.
Wir machten uns über euch lustig und sagten “verfluchte Inianer” und dabei ist es so, dass es euch besser geht als uns, denn ihr habt eure Organisation, die euch nicht im Stich lässt, die nicht vom guten Weg abweicht, sich nicht verkauft und sich nicht ergibt”.
Das hat er gesagt.
Die Zapatistin, der Zapatist, die dem Parteianhänger zuhörten, haben gesagt:
¨Vom Weg abweichen, sich verkaufen, sich ergeben? Niemals.¨
Aus den Bergen des Südostens von Mexiko.
Subcomandante Insurgente Moisés. Subcomandante Insurgente Galeano.
Mexiko, Februar 2016.
MITTEILUNG FÜR DIE SEXTA UND DEN NATIONALEN INDIGENEN KONGRESS: In Kürze werden wir zu einer Reihe von Aktivitäten aufrufen. Bereiten Sie sich vor.
Anmerkung: Dieser Text wurde zur Gänze mit einem Textverarbeitungsprogramm geschrieben, welches über eine freie Software und einem offenen Code verfügt, mit dem Betriebssystem GNU/Linux, mit distro UBUNTU 14.04 LTS. “UBUNTU” heisst in der Zulu-Sprache “Ein Mensch ist ein Mensch wegen der anderen Menschen“. Sag “JA” zur freien Software.
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