Und wie nicht anders zu erwarten war, haben die bundesstaatlichen und staatlichen Regierungen die Paramilitaers reaktiviert, ermutigen die, die Konflikte herauf beschwoeren und machen alles um zu verhindern dass Ihr (und Andere durch Euch) die Fortschritte in den zapatistischen Gemeinden mit eigenen Augen sehen koennt und den auffaelligen Unterschied zu den Gemeinden und Organisationen, die sich hinter dem fadenscheinigen
Mantel der staatlichen Wohlfahrt verbergen.
Ihr wisst schon, das Vorhersehbare. Wie es im Handbuch der Aufstandsbekaempfung steht, genau so unwirksam, genau so unnoetig. Genau so wie vor 10, 20, 500 Jahren. PRI, PAN,
PRD, PVEM, PT, alle politischen Parteien, mit unmerklichen Variationen im Diskurs, alle machen sie das Gleiche ……und wiederholen ihr Scheitern.
Wer haette das gedacht, dass die politischen Parteien aller Colours so grosse Angt vor einer Verbesserung der Lebensqualitaet der Inidgenen haben. Und wir verstehen ihre nervoese Unruhe, ihre schlecht verborgene Panik, denn die Nachricht, die von dieser Seite kommt ist klar aber hoechst gefaehrlich in ihrer Zweischneidigkeit: sie sind unnoetig ….. und sie stoeren.
Zusammenfassend: viel Bewegung, drinnen und draussen, von ihnen und von uns.
Und all das, betrachtet vom Gipfel dieser Ceiba aus, scheint eine geordnete Unordnung zu sein (eigentlich wollte ich ja ´Saustall´ schreiben, aber man sagte mir, dass jene, die uns
grosszuegig bei den Uebersetzungen in andere Sprachen unterstuetzen, sich ueber die Fuelle an unmoeglich zu uebersetzenden ¨Lokalausdruecken´ beklagen). Und ich koennte
noch hinzufuegen, dass sich alles ´mir nichts dir nichts, wie von alleine´ bewegt, vor allem wegen der Rhythmen der Balladen-Corridos-Rancheras-Cumbias der Musiker, die wie der
Soundtrack von dem allen fungieren und die einen Klang haben, der gelinde gesagt verblueffend ist.
Zusammenfassend, alles funktioniert wie am Schnuerchen.
Jetzt ist es an mir, Euch zu erzaehlen, wer Eure MitschulerInnen sein werden. Frauen, Manner und Andere aller Altersstufen, aus den verschiedensten Winkeln der 5 Kontinente, mit unterschiedlichen Geschichten.
Und ich bin auf die Ceiba geklettert, nicht nur aus Angst vor dem Angriff eines unverschaemten Kaefers, eines angeblichen Ritters von der traurigen Gestalt, oder wegen der traurigen Erzaehlungen des Katzenhundes…..na ja, gut, natuerlich auch deshalb, aber
vor allem, um Euch von den ersten Eingeladenen zu erzaehlen, es ist noetig, sich ins Herz zu schauen, so nennen wir Zapatisten und Zapatistinnen das Gedenken, die Erinnerung.
Und es ist so, dass die ersten auf der Liste der Eingeladenen die waren, sind und sein werden die uns vorangegangen sind, die uns auf diesem unvollendeten Weg in die Freiheit begleitet haben, die im Kampf Gefallenen und Vermissten.
All jenen, Frauen und Maennern, schicken wir einen Einladungsbrief, wie Ihr ihn nachstehend lesen koennt. Wir haben ihn vor nicht langer Zeit versandt: gestern, vor einem Monat, vor 10, 20, 500 Jahren.
Um die Nachricht zu verstehen ist es nicht nur noetig, die nachfolgenden Videos zu hoeren und zu sehen, es ist auch eine gewisse Dosis Erinnerungsvermoegen noetig…..und heiliger
Zorn
Also denn:
An alle im Kampf um die Freiheit Gefallenen und Vermissten:
Compañera, compañero, compañeroa:
Es gruesst Euch…
Mmh…
Ja, vielleicht haben Sie recht. Vielleicht besteht ein Zusammenhang zwischen den Texten von Gieco, Benedetti, Heredia, Viglietti, Galeano, der Sturheit der Grossmuetter und
Muetter der Plaza de Mayo, dem wuerdigen Mut der um keinen Preis kaeuflichen doñas von Sinaloa und Chihuahua, dem Schmerz, der sich in eine zaehe Suche von Familienagenhoerigen von tausenden Vermissten des ganzen Kontinents verwandelte.
Kurzum, alle diese Menschen, so verrueckt ….. und so bewundernswert.
Moeglich. Sicher ist, dass die Ersten, an die wir dachten, als wir ueberlegten, wer interessiert sein koennte, uns zu sehen und zu hoeren in diesem unseren Zeigen das wir ´die kleine zapatistische Schule´ nennen, Ihr gewesen seid. Alle Maenner und Frauen. Denn obwohl wir viele Namen nicht kennen, ueber Euch zu wissen, heisst, Euch alle zu kennen.
Daher, wenn ein Verantwortlicher fuer diese Zeilen gesucht werden muss, dann macht das Erinnerungsvermoegen verantwortlich, dieses staendige, hartnaeckige, unverschaemte, das uns nicht in Ruhe laesst, immer was will, uns immer auf Trab haelt.
Und wie gut, sagen wir indigene Frauen und Maenner, Mayas, Zapatisten und Zapatistinnen. Wie gut, dass dieser Krieg gegen das Vergessen nicht aufhoere, dass er weitergehe, dass er wachse, dass er sich ueber die ganze Welt ausbreite.
Gut, es kann natuerlich auch daher kommen, weil wir alle hier ein bisschen oder viel wie Tote sind, wie Vermisste, immer wieder an die Tuer der Geschichte klopfend, einen Platz, einen kleinen Platz fordernd, klein, wie wir das sowieso sind. Eine Erinnerung fordernd.
Aber wir glauben, nachdem wir die Sache gedreht und gewendet haben, dass an allem die Erinnerung schuld ist.
Eh?
Natuerlich, auch das Vergessen.
Denn es ist das Vergessen, das lauert, angreift, erobert. Und es ist das Erinnerungsvermoegen , das wacht, verteidigt und widersteht.
Daher dieses Einladungs-Schreiben.
Was? Wohin wir es schicken? Ja das war ein Problem. Wir haben viel darueber nachgedacht, das koennen Sie uns glauben.
Ja, vielleicht denken Sie daher, dass Leon Gieco und sein Lied ´In diesem Land der Freiheit´ damit etwas zu tun hat.
Dass wir deshalb, Ihretwegen, den Kurs ´Die Freiheit nach den ZapatistInnen¨ genannt haben? Um eine Adresse zu haben, wohin die Einladung geschickt wird? Nun denn, das waere uns nicht eingefallen, aber jetzt, wo Sie das sagen……ja, ist gut moeglich. Wir haetten uns so das Problem der Suche von Anschriften, Postaemtern, E-Mails, blogs, Websites, nicknames, Social midia und all das mehr, wofuer unser Unwissen
sprichwoertlich ist, erspart.
Wissen Sie? Hier gab es und gibt es nicht wenige schwierige Momente. Momente in denen es schien, dass alle und alles sich uns entgegenstellte. Momente, wo tausende Gruende, manchmal mit der todlichen Verkleidung von Blei und Feuer, manchmal freundlich
verkleidet mit den bequemen Argumenten des Konformismus, uns von allen Seiten attakiert haben, um uns von den Vorteilen des Aufgebens, des Kaeuflich seins, der Kapitulation zu ueberzeugen.
Und wenn wir nicht unterlegen sind, lag das nicht daran, weil wir maechtig waren und ein grosses Arsenal (von Waffen und von Dogmen, je nachdem, wie mans nimmt) hatten.
Es war deshalb, weil wir von Eurer Erinnerung beseelt sind, das Gedenken an Euch haelt uns hoch.
Ihr wisst ja um unsere Obsession mit den Kalendern und Geografien Bescheid, diese unsere Art, diese so andere Art, uns zu verstehen und die Welt zu verstehen.
Nun denn, hier dient die Erinnerung nicht dazu, sich zu erinnern, was wann geschah, ein Tag der nur als Alibi dient, um dasselbe das ganze Jahr ueber zu vergessen. Es hat nichts mit Statuen zu tun, Monumenten und Museen. Es ist, wie soll ich es Ihnen sagen?….etwas mit weniger Laerm, ohne viel Pomp und Umstaende. Etwas Stilles, fast nur ein Fluestern, aber bestaendig, zaeh und gemeinschaftlich.
Denn hier, eine andere Art zu sagen, dass wir nicht verzeihen noch vergessen ist, nicht zu wanken, uns nicht zu verkaufen, uns nicht zu ergeben. Es ist widerstehen.
Ja, es ist, sagen wir ´ziemlich unorthodox´, aber was sollen wir den machen. Es ist Teil unserer Art und Weise…..´da kann man nix machen´, so ist es.
Also gut, hier erwarten wir Euch.
Diesen Brief schicken wir ins ´Land der Freiheit´, die einzige Nation ohne Grenzen aber mit allen Fahnen……oder keiner einzigen (was nicht das dasselbe ist aber das macht nichts)
und wo es am schwierigsten ist hinzukommen….weil vielleicht der einzige Weg dahin das Gedenken, die Erinnerung ist.
Wir wissen von der augenblicklichen Unmoeglichkeit, dass Ihr in unsere comunidades kommt und auch der Versand des Materials erweist sich als problematisch. Aber wie dem auch sei, jetzt, gleich wie gestern und morgen, habt Ihr einen Spezialplatz bei uns.
…
Ja, vielleicht treffen wir uns frueher als erwuenscht…. oder erwuenscht…….indem wir an eine Tuer klopfen oder uns aus einem Fenster lehnen, aber immer, indem wir unser Herz oeffnen.
Waehrend dessen, vergesst auch Ihr nicht, dass, wenn die Zapatistinnen und Zapatisten sagen ´hier sind wir´, auch Euch einschliessen.
Vale. Salud und dass das Andenken, das Erinnerungsvermoegen widerstehen moege, das heisst, dass es hochlebe. Denn: lebend haben sie sie uns genommen, lebend moechten wir sie wieder haben.
Subcomandante Insurgente Moisés. Subcomandante Insurgente Marcos.
(Ende des Einladungs-Schreibens an die im Kampf um die Freiheit Gefallenen und Vermissten).
(…)
So jetzt wissen Sie es also, wer Ihre MitschulerInnen sein werden.
Hier werden sie herumgehen. Nein, sie erschrecken niemand. Na ja, ausser dass jemand Angst vor der Erinnerung hat und das Vergessen sucht. Aber ich glaube, das ist nicht Ihr Fall, das heisst, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.
Vielleicht, ohne dass Sie es sich vornehmen, treffen sie auf die grosse Ceiba, die MutterCeiba, dem Baum, der die Welt haelt. Wenn Sie die Geduld und die noetige Einbildungskraft haben, schauen Sie ihren Stamm an und fragen Sie. Vielleicht wird die
Ceiba-madre, mit diesen so anderen MitschuelerInnen als Begleitung aus den trockenen Runzeln ihres Stammes antworten. Fragen Sie was Sie wollen, aber vor allem, fragen Sie das Wichtigste:
Fragen Sie: Mit wem das alles? Und man wird Ihnen antworten: Mit Dir.
Fragen Sie: Fuer wen diese Anstrengung? Und man wird Ihnen sagen: Fuer Dich.
Fragen Sie: Wer hat es moeglich gemacht? Und vielleicht, werden Sie mit einem leichten Zittern hoeren Du.
Fragen Sie: Wozu dieser Weg?
Und dann werden die Ceiba-madre, die Erde, der Wind, der Regen, der Licht blutende Himmel, alle unsere Gefallenen und Vermissten Ihnen antworten:
Freiheit! Freiheit! FREIHEIT!
Das heisst, jetzt wissen Sie es: wenn Sie in diesen Bergen des mexikanischen Suedostens sein werden, ob es regnet, der Wind weht, der Himmel sein Licht bedeckt oder frei laesst, die Erde sich befeuchtet, dann deshalb, weil am Fuss der ceiba madre, die die Welt stuetzt, jemand Fragen stellt…. und vor allem, weil er oder sie Antworten erhaelt.
Was danach kommt? Also ich glaube, diese Geschichte werdet Ihr erzaehlen muessen.
Vale. Salud und dass die Erinnerung nicht faellt und niemals verschwinden moege
(Fortsetzung folgt…)
Aus einem Winkel der Erinnerung.
SupMarcos.
Mexiko, Juni 2013.
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Hoere und schau die Videos an, die diesen Text begleiten
Mario Benedetti, den wir immer gerne willkommen heissen, zusammen mit Danieel Vigglietti, singen, das heisst, sie schreien ueber die Vermissten, die Maenner und Frauen, mit den Vermissten. Den Muettern und Grossmuettern gewidmet, die nicht wanken, sich nicht ergeben und nicht aufgeben.
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Nochmals Mario Benedetti, hier unterschreicht er mit seiner Stimme die Unmoeglichkeit des Vergessens. Allen jenen gewidmet, die nicht vergessen.
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León Gieco singt das von ihm geschriebene Lied “La Memoria”, die stoerrische, unerbittliche, wilde Erinnerung an jene, die nicht mehr sind, aber die nicht gegangen sind, die niemals gehen werden ….solange es jemand gibt, der oder die sie nicht vergisst.
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León Gieco mit seinem Lied “Das Land der Freiheit”, Adresse, an die sich die Erinnerung richtet.
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Víctor Heredia erklaert ´Warum wir noch singen´, das heisst, warum wir nicht vergessen.
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Uebersetzung: RedmycZ, Christine
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!!muchas heartfelt gracias!! für the perfetto traducción
ein angaliaso pour tod@s, -iris-
Comentario de caracol mundo-eco de latido en solidaridad — junio 22, 2013 @ 9:39 am