Sie und wir
VI. Die Blicke 5.
5. Die Nacht sehen, in der wir sind
(Vom Neumond zum zunehmenden Viertel).
Vor vielen Monden: Neumond, kaum gewachsen, wie wenn er sich hinauslehnen
wuerde, dass man kaum die Schatten unten sehen konnte und dann…
Der él somos [er sind wir] kommt an. Er braucht keinen Zettel zum Nachschauen, oder als
Gedaechtnishilfe, seine Worte zeichnen die Blicke jener, die hier befehlen und denen wir
gehorchen. Als er endet, sehen wir uns an.
Die Botschaft des Vokes ist klar, kurz, einfach, ueberzeugend. So wie Befehle sein
muessen.
Wir, die Soldatinnen und Soldaten sagen nichts, wir schauen nur und denken: ́Es ist sehr
gross. Das gehoert nicht nur uns, oder dem zapatistischen Volk. Nicht einmal nur diesem
Winkel auf der Erde. Es gehoert vielen Winkeln in allen Welten.
– Wir muessen es hueten – – sagen wir todas-somos [alle Frauen sind wir] und wir
wissen, dass wir daruber sprechen , aber auch vom él somos [er sind wir].
– Alles wird gut gehen – aber man muss sich vorbereiten damit es schlecht ausgeht, wie das
so unsere Art ist, sagen wir todos-somos. [alle Maenner sind wir] .
– Dann muessen wir sie vorbereiten -, sagen wir uns, die todas-somos [alle Frauen sind
wir] – wir muessen sie sofort hueten, zum wachsen bringen.
– Ja – antworten wir uns, die todos-somos. [alle Maenner sind wir]
– Wir muessen mit unseren Toten sprechen. Sie werden uns Zeit und Ort angeben – sagen
wir, sagen wir uns, die todas-somos [alle Frauen sind wir]
Wir sehen unser Toten an, unten, und wir hoeren sie. Wir bringen ihnen den kleinen Stein.
Wir bringen ihn zum Fuss ihres Hauses. Sie sehen ihn an. Wir sehen wie sie ihn anschauen.
Sie sehen uns an und bringen unseren Blick sehr weit fort, dorthin, wo weder Kalender
noch Geographie hinkommen. Wir sehen, was ihr Blick uns zeigt. Wir schweigen.
Wir kehren zurueck, wir sehen uns an, wir sprechen miteinander.
– Wir muessen lange aufpassen, jeden Schritt vorbereiten, jedes Auge, jedes Ohr….das wird
lange dauern.
– Wir werden etwas tun muessen, damit sie uns nicht sehen und dass sie uns spaeter dann
doch sehen.
– Sie sehen uns sowieso nicht mehr an, oder sie sehen, was sie glauben, dass sie sehen.
– Aber wir muessen was tun….. Ich bin an der Reihe.
– Der él somos [er sind wir] soll sich um die Menschen kuemmern. Wir todos-somos. [alle Maenner sind wir] kuemmern uns ums aufpassen, gut, ruhig, still, so wie wir das immer
tun .
*
Vor wenigen Monden regnete es….
– Schon? Wir dachten, dass Ihr laenger brauchen werdet.
– Nun ja, aber so ist es.
– Gut, jetzt pass gut auf was wir Dich fragen werden: Wollt Ihr, dass sie Euch wieder
ansehen?
– Wollt Ihr das, fuehlt Ihr Euch stark, seid Ihr stark. Sie sagen, das gehoert allen Maennern
und Frauen, und niemand. Sie sagen, die Maenner und Frauen, dass sie bereit sind.
– Aber, weisst Du auch, dass nicht nur die uns anschauen werden, die wie wir sind, auch die
Herrscher von allen Seiten, die hassen und verfolgen, was wir sind, werden uns sehen?
– Ja, wir wissen es. Wir sind an der Reihe, Du bist an der Reihe.
– Gut, dann fehlen nur noch Ort und Datum.
– Hier -, und die Hand zeigt den Kalender und die Geographie.
– Die Blicke, die wir damit auf uns ziehen werden, werden keine mitleidigen Blicke mehr
sein, des Mitgefuehls, der Barmherzigkeit, des Almosens. Die so sind wie wir, werden sich
freuen, aber die Herrscher werden voller Wut und Hass sein. Sie werden uns mit all ihnen
zur Verfuegung stehenden Mitteln angreifen.
– Ja sagte ich. Sie sahen sich an, aber sie sagten folgendes: ́Wir wollen sehen und uns
ansehen, mit jenen, die wir sind, obwohl wir nicht wissen, noch sie wissen, dass sie sind
was wir sind. Dass sie uns sehen, das wollen wir. Das wegen der Herrscher, wir Maenner
und Frauen, wir sind bereit, parat. ́
– Wann und wo also? – Kalender und Karten werden auf den Tisch gelegt.
– In der Nacht wenn der Winter aufwacht.
– Wo?
– In ihrem Herzen.
– Alles bereit?
– Alles bereit, wie immer.
– Na dann.
Jeder an das, was ihm aufgetragen wurde. Wir gaben uns nur einen Haendedruck. Mehr war
nicht noetig.
*
Vor einigen Naechten, der Mond unverhuellt und farblos…..
– Es ist so weit. Da sind sie, was wir anschauen. Der Teil, der folgt, der wird andere Blicke
betreffen.. Du bist dran -, sagen wir dem él somos [er sind wir].
– Ich bin bereit, parat bin ich – sagt der él somos [er sind wir].
Todos-somos. [alle Maenner sind wir] nicken schweigend, wie das so unsere Art ist.
– ́Wann?
– Wenn unsere Toten sprechen.
– Wo?
– In ihrem Herzen.
*
Februar 2013. Nacht. Mond im zunehmenden Viertel. Die Hand, die wir sind schreibt.
́Compañeroas, Compañeras und Compañeros der Sechsten:
Wir moechten Euch einen der vielen él [er] die wir sind, vorstellen, unseren Compañero
Subcomandante Insurgente Moises. Er passt auf unsere Tuer auf und aus seinem Wort
spricht auch das Wort von uns allen, Maenner und Frauen, die wir sind. Wir bitten, dass Ihr
ihn anhoert, das heisst, dass Ihr ihn anschaut und so schaut ihr uns an (…..) ́
(Fortsetzung folgt..)
Aus irgendeinem Winkel irgendeiner Welt
Sup Marcos
Planet Erde
Februar 2013
P.S.: WARNT UND GIBT HINWEISE
Der Text der folgt und der auf der Seite von Enlace Zapatista am 14.2. erscheinen wird,
Tag, an dem die Zapatistinnen und Zapatisten unsere Toten ehren und gruessen, ist vor
allem fuer unsere Compañeros, Compañeras und Compañeroas der Sechsten bestimmt. Den
kompletten Text kann man nur mit einem Password lesen (wir haben mehrere Hinweise
darauf gegeben und man kann es entnehmen) und wir haben es bereits per E-Mail an die
verschickt, an die wir konnten. Wenn Ihr es nicht erhalten habt und die Loesung nicht
erratet (Ihr koennt sie finden, indem Ihr diesen und den vorherigen Text – ́schauen und
sich verstaendigen ́ – aufmerksam lest) muesst Ihr nur ein Mail an die Seite schicken und
der Absender schickt Euch das Password. Wie wir bereits bei frueheren Gelegenheiten
mitgeteilt haben, steht es den freien Medien frei, den kompletten Text zu publizieren oder
auch nicht, ganz nach ihren eigenen autonomen und libertaeren Kriterien. Das gleiche gilt
fuer jede Compañera, Compañero und Compañeroa der Sechsten in jedweder Geographie.
Unser Bestreben besteht nur darin, Euch wissen zu lassen, dass Ihr es seid, an die wir uns
wenden und ganz speziell an jene, die Ihr entscheidet, dass sie auf der anderen Seite der
Bruecke unseres Blickes sind.
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Uebersetzung: RedmycZ, Christine
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Soy ferviente amante de los ideales de nuestro ancestro Zapata y ahora de los pensamientos y acciones del EZLN soy una persona revolucionara que dentro de ella a diario revoluciona con el solo afán de proyectarlo asi hacia los demas, espero que un dia pueda entrar a la escuelita. Gracias
Comentario de Eloisa Helena — marzo 21, 2013 @ 2:01 pm