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Palabra del Ejército Zapatista de Liberación Nacional

Ago142019

Ouvertüre: Die Realität als Feindin

Ouvertüre:
Die Realität als Feindin
 

»Wenn unsere Epoche derart denkt, wer hat dann das Recht, uns zu widersprechen?«, scheint manchmal die Welt zu fragen. »Wer widerspricht den Politikern, die uns zu gehorchen haben? Wer den Richtern, deren Urteile dazu verpflichtet sind, uns zu spiegeln und zu erfreuen? Wer den Journalisten und Artikelschreibern, deren Meinungen sich den unseren anzupassen haben? Wer widerspricht den Denkern (…), die uns nicht notwendig erscheinen? Wer widerspricht den Gesetzgebern, die die Gesetze gemäß unserem Diktat zu erlassen haben?«

Javier Marías, Wenn die Gesellschaft zum Tyrann wird. El País Semanal, 13. Mai 2018.

(*)

(*) Ich weiß nicht, ob Javier Marías zu zitieren (dessen Romane »Mein Herz so weiß« und »Morgen in der Schlacht denk an mich« auf ihre Art die Schlaflosigkeit des verstorbenen SupMarcos erleichterten, in den Nächten nach dem Verrat im Februar 1995[1] ), mich auf die Seite der »Mafia der Macht«, der Konservativen und Neoliberalen versetzt. Ich sage das, weil Javier Marías hat mit der spanischen Tageszeitung El País und mit der mexikanischen Zeitschrift Letras Libres zusammengearbeitet und pflegt Offensichtliches – das andere ohne die Miene zu verziehen, ertragen – scharf zu hinterfragen. Denn er ist intelligent und kann es nicht verbergen (ich glaube auch nicht, dass er es möchte). Außerdem, na klar, ist er monarchisch eingestellt, denn er ist Rey, König Xavier I. von Reino de Redonda[2] und Mitglied der Real Academia Española[3]. All das birgt genügend Gründe, um ihm von Teilen der neuen Gedanken-Polizei – die man hier jetzt ertragen muss – das Etikett umzuhängen: Neoliberaler-Konservativer-Feind-des-Volkes-und-seiner-Avantgarde-die-unbeirrt-schreitet-hin-zum-Ende-der-Geschichte.

Sie wissen ja bereits, für mich ist: »Was werden Sie wohl sagen?« sehr wichtig, und ich habe eine Reputation zu verlieren; daran dachte ich ausführlich und intensiv für einen Bruchteil von Sekunden. In schwindelerregender Schnelligkeit liefen vor meinen wunderschönen Augen hashtags, Topthemen, likes und dislikes, Mittelfinger, whatsapp-, instagram-, facebook-Einträge, morgendliche Presse-Konferenzen, Zeitungskolumnen, Meinungsartikel, Hochgekochtes und Aufgewärmtes gesellschaftlicher Umgangsformen und Verurteilungen ab.

Ich dachte, zu meiner Verteidigung vorzubringen, die Bücher Javier Marías‘, die der verstorbene SupMarcos in diesen unheilvollen Tagen mit sich herumtrug, seien in Begleitung der Bücher Manuel Vázquez Montalbáns und dem Perito en lunas[4] von Miguel Hernández gewesen. Und Marías sei Fan von Real Madrid (falls er es noch ist, denn die Fußballanhängerschaft ist – wie die Liebe – für immer… bis sie zu Ende ist), so wie Vázquez Montalbán Anhänger Barcelonas, Benedetti dem Club in Montevideo und Almudena Grandes dem Atlético Madrid anhängen. Juan Villora sei ein Fan von Necaxa , und ich – mit meinem provinziellen Chauvinismus, der so in Mode ist – verehre die Jaguares de Chiapas an.

Na sehen Sie, anstatt mich auf Baseball zu beziehen – dem jetzigen offiziellen, regierungsnahen Ballsport[5] – optiere ich für Fußball. Diese Sünde können Sie meinen anderen Verfehlungen hinzufügen.

Ich stelle mir vor, der verstorbene SupMarcos müsse – während er in seinem Rucksack solcherart »Waffen« transportierte (man munkelt, darunter befanden sich eine zweisprachige Ausgabe der Sonette Shakespeares, der Don Quijote de La Mancha und ein absurdes Französisch-Spanisch-Französisch-Wörterbuch) – Guy Montag[6] beneidet haben für seinen Fund einer Schriften-Bibliothek im Gehirn der Geächteten von Fahrenheit 451 (Ray Bradbury, 1953). Das muss wohl sein tiefer Traum gewesen sein: statt eine Truppe eine menschliche Bibliothek zu kommandieren.

(»Achtung! Das ist der Schlachtbefehl: Heraklit, Joyce und Beckett stiften Verwirrung innerhalb der feindlichen Reihen; Saramago, Neruda und Gelman flankieren auf der linken Seite; Vargas Llosa, Paz und Solschenizyn auf der rechten; García Lorca, Wilde, Sor Juana und Virginia Woolf drehen die Positionen um; der Rest bleibt zusammen. Sie wissen: Wenn es viele sind, laufen wir. Wenn es wenige sind, verstecken wir uns. Wenn keiner zu sehen ist, nun dann, vorwärts, zum Sterben sind wir geboren! Zweifel, Fragen, Befürchtungen, Ablehnungen, Beschimpfungen oder anderes? Nein, Dylan, du gehst ans Tamburin.[7]«)

Einmal fragte ich den verstorbenen SupMarcos, ob er wirklich all das lese, was er da herum schleppe. Er antwortete mir: Nein, das wäre nur, damit seine Henker, wenn sie ihn töteten, eine Beschäftigung hätten, in der Zeit während er im Sterben läge. Ja, ich weiß, dieser finstere Humor des Verschiedenen wurde nicht gerne gesehen; nun gut, nicht nur diese Art von Humor.

Letztendlich sagte ich Ihnen ja bereits, ich zweifelte, ob ich Javier Marías zitieren sollte oder nicht – anstatt Marx (Karl und Groucho), Malatesta, Trotzki, Mao oder das verloren gegangene Handbuch des Historischen Materialismus (Das Polyester). Ich wog die Pro und Contra ab. Nachdem ich keinerlei Pro, jedoch viele Contra gefunden hatte, entschied ich mich, Marías zu zitieren, um meine Popularität unter den Intellektuellen der IV T[8] auszubreiten. Ich muss hier erklären, Javier Marías trägt keinerlei Schuld am Attentat gegen das politisch Korrekte. Ich habe ihn nicht befragt. Ich hoffe, er hat, wenn er es gewahr wird, die Güte, über mich »hinwegzugehen« – wie man hier sagt – mit der gleichen Geste, mit der man ein lästiges Insekt verscheucht – welches gut und gerne ein Käfer sein könnte.

-*-

Wenn Moderne darin besteht, dass das, was man nicht versteht (und von daher »different« ist), nicht sofort gesteinigt wird – und dafür heutzutage tweets und dislikes eingesetzt werden – ja, dann schreitet die Welt voran: Von der Steinigung zum Scheiterhaufen, vom Sieden zum An-die-Wand-stellen, von ins Exil treiben und Pogromen zu Konzentrationslagern und Strategischen Dörfern[9]. Hier in Mexiko sind es jetzt die Mauern, die Migrationspolizei: »Vôtres papiers, s‘il vous plaît; Ihre Papiere, bitte.«

Die sozialen Netzwerke reichen nicht dazu aus, die inthronisierte neue arische Rasse – die Ignoranz – »herauszusäubern«. Das System braucht weiterhin die Gewalt der staatlichen Institutionen, um die Razzien zu »vervollständigen«. Mir ist unbekannt, ob innerhalb der DNA des Big Bang, des Urknalls, der das Universum begründete, die Abneigung gegen das Differente enthalten war, jedoch hat Ignoranz immer Wissen und sein Vermögen – Intelligenz – verfolgt und angegriffen.

Wenn früher der Obskurantismus in der Geschwindigkeit seiner Karren und Galeonen dahinzog, surft er heute in Yottabytes (1 Yottabyte=1 mit 24 Nullen Bytes) und mit Lichtgeschwindigkeit.

Man könnte sagen, die Netzwerke haben die Regierungen, die sie verdienen. Jedoch auch da gibt es Widerstand und Rebellion. Es fehlen nicht diejenigen, die den Flötenspielern der Topthemen nicht folgen und die Reflexion, Analyse, Zweifel und In-Frage-stellen wählen. Eine Minderheit, umzingelt und bedrängt durch influencers und andere Schwachköpfe, die für sich entdeckt haben, Dummheit führt auch zu Ruhm und sozialer Anerkennung. Das Potential der Netzwerke bedeutet jedoch auch ihr Limit: der Fokus der Aufmerksamkeit wird flüchtig und ein Innehalten unmöglich, wenn man up to date sein will. Der größte Feind des Skandals ist der Skandal, der unmittelbar darauf folgt.

Die traditionellen Medien werden durch den virtuellen Rausch geschleift. Fast die gesamten Printmedien tun nichts anderes als das, was in den Netzwerken en vogue ist, aufzubereiten; doch so sehr sie sich auch anstrengen, sie hinken ständig hinterher. Weiterhin steht es aus, die Leere zu füllen mit einer Presse, die untersucht, zur Reflexion anregt, Intelligenz nährt und zu Wissen ermutigt.

Mit mächtigen Technologien greift das System die Realität auf seine idealste Weise an:

Man schafft eine andere Wirklichkeit und lenkt die Aufmerksamkeit und Energie der Leute auf sie hin. So werden dann die Regierungen für ihre populäre virtuelle Präsens positiv oder negativ bewertet, und nicht für ihre Entscheidungen und Handlungen oder die Art, wie sie sich Unvorhergesehenem stellen. Derart triumphieren schlechte Regierungen innerhalb der »glückseligen« Netzwerke, obwohl die reale Wirklichkeit sich beharrlich hin zum Abgrund bewegt. Die virtuelle Wirklichkeit bedeckt schamhaft den nackten Kaiser[10], und so präsentiert sich der Tyrann als Demokrat, der Reaktionär als Veränderer; der Dummkopf stellt sich als intelligent dar und der Ignorant als weise.

Aber nicht nur das. Das System hat wieder entdeckt, dass die Jagd auf Differente ihre Anhänger hat. Sprüche und Urteile von Personen wie Trump, Bolsonaro, Macri, Moreno, López Obrador, Ortega, Piñera, Putin, Macron, Merkel, Tsipras, Johnson und ________ (Hier setze den Namen deiner Wahl ein) erzeugen in den sozialen Netzwerken ein Geheul der Zustimmung. Derart werden Urteile und Strafen diktiert – die einen Menschen mit ein wenig Anstand skandalisieren würden. Es bleibt nicht nur bei Erklärungen. Die Migrationspolizei, die US-amerikanischen minutemen[11] und die mexikanische National-Garde setzen das diktierte Urteil gegen die Migrant_innen durch; die »Linksradikalen, die für mich nichts anderes als Konservative sind« (amlo[12] dixit, sprach es aus), sind gewarnt durch die Schüsse der Auftragsmörder, die Samir Flores Soberanes getötet haben. Dem folgt dann das Hände-waschen-in-Unschuld: Trump verurteilt das Massaker von El Paso; López Obrador sagt, während er sich mit Unternehmern trifft, der Mord an Samir werde untersucht.

-*-

Nein, wir werden Sie nicht beleidigen, indem wir sagen: Wir haben es Ihnen ja gesagt (jedoch… haben wir es Ihnen gesagt).

Die Schlange, frei von der Hülle, die sie umgab, reckt und streckt sich, sie feiert sich und applaudiert sich selbst. Nach und nach beginnt sie mit ihrer würgenden Umarmung des einzigen (ausschließlichen) Denkens. Damit niemand sich dem Mächtigen widersetze und niemand seine Allmacht in den Medien und Netzwerken, im Universitären herausfordere: seine Verachtung der Künste und der Wissenschaften, sein geschicktes Manövrieren der Gelder, seine Segenssprüche und Verwünschungen von der Kanzel herab – errichtet aus Mörtel von Lügen –, die Simulation und ausgeführten Drohungen, die virtuellen und realen Angriffe durch die Bleich-Kastanienbraun-Hemden[13]. Damit niemand es wage, die Wirklichkeit als eigene Referenz zu erkennen und nicht etwa die verärgerten und widerwärtigen Predigten und Streitschriften von einem, der sich einzig und einsam auf einer Bühne befindet.

Oh, wir wissen es. Konfusion. Dort oben erklären sie, alles läuft prima; und hier unten, alles läuft schlecht und wird immer mieser. Gegenwärtig konfrontiert sich jedes kritische Denken, jegliche wissenschaftliche Analyse, jede Kunst, die enthüllt und rebelliert, nicht mit der Realität, sondern mit der Etikettierung als »rechts«, »konservativ«, »reaktionär«, »snobistisch« oder was auch immer dem Inquisitor und Vorarbeiter der Finca – die wir alle ertragen müssen – als Beschuldigung und Verurteilung auf die Lippen kommt.

Und Sie haben recht: Die komischen Wutanfälle eines Calderón, eines Fox, einer ranzigen PAN, einer PRI[14], die den Leichenbeschauer besticht, damit er die Sterbeurkunde erst später ausstellt, einer PRD[15], die in irgendeiner Form zeigen muss, das es sie gibt, und die Denker, die sie begleiten, scheinen eher durch die offizielle Regierungspartei MORENA geschmiedet worden zu sein – denn was ihnen gelingt, sind zwei Sachen:

Zum Einen: Sie liefern Material, welches von dem, der noch nicht einmal weiß, worum es geht, leicht zu widerlegen ist.

Zum Anderen: Damit wird jegliche Kritik, Markierung, Beobachtung, die sich auf rigorose und belegte Analyse stützt, nichtig gemacht. Außerdem klingt so jegliche Kritik – die nicht etwa von der Linken sondern aus den progressiven, liberal-demokratischen Sektoren kommt – nach einer weiteren Note in der falschen Symphonie von Komplott und »weichem Staatsstreich«[16] (eine der neuesten Bauernfänger-Geschichten), hinter die sich der Oberst-Regierende flüchtet.

Sie jedoch würden ein wenig Ernsthaftigkeit, mehr Analyse und weniger Parolen der einen oder anderen Seite erwarten. Aber es gibt sie nicht und wird sie nicht geben. Die Rechten, die sich gerade streiten und Linke und Progressive als Zuschauer zurücklassen, befinden sich im Krieg. Die Einen, um sich die Macht zu erhalten (oder was sie dafür halten), die anderen, um an den privilegierten Ort – auf die Kanzel, von der aus regiert wird – zurückzukehren .

Wem ist zu glauben?

Sie haben recht: Keinem.

Auch nicht der Realität?

Schauen Sie, hören Sie, fühlen Sie, riechen Sie, sprechen Sie, bejammern Sie Ihre Realität.

Denn ja, wir wissen es, es regnet überall – und es regnet auf alle nieder. Zumindest hier unten. Vielleicht fängt einer, eine, einEr gerade erst an zu spüren, wie die kalten Tropfen seinen, ihren Körper beunruhigen. Für andere jedoch, und nicht nur für die Pueblos originarios[17], regnet es auf bereits Durchnässtes: Raub, Diebstahl, Drohungen, Verfolgung, Knast, Verschwunden machen, Vergewaltigung, Schläge, Tod… und ja, manchmal Almosen.

Eine Liste davon? Schwierig; aber eilig zusammengestellt, könnte sie lauten:

.- Familienangehörige von Gefangenen, Ermordeten, Verschwunden gemachten – auf der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Und die Frage, die immer ohne Antwort bleiben wird, ist: Warum? Die große Absurdität des Chaos, welches Verluste austeilt per Statistik, als Glücksspiel. Wenn (das Wissen um) Tod schrecklich sein kann, so befindet sich das Nichtwissen, was passierte und warum, außerhalb jeder menschlichen Logik. Es ist von einer Grausamkeit, die nur ein Menschen-Verstand sich ausgedacht haben kann.

.- AnderE – am Ende gleichgestellt mit Frauen jeglichen Alters, mit Kindern, Alten, Männern – umgebracht, verschwunden gemacht; Tod und die grausame Vorhölle des Verschwunden machens: Am Ende sind Geschlechter, Ethnien und Hautfarben gleich.

.- Frauen, immer Frauen – geschlagen, vergewaltigt, verschwunden gemacht, ermordet.

.- Pueblos – heimgesucht von Mega-Projekten, von denen eines hirnrissiger als das andere ist; Pueblos – gedemütigt durch die Almosen, die heute dieselben sind wie damals, lediglich unter anderen Namen, jedoch mit den gleichen Forderungen: Senke den Kopf, gehorche, knie nieder, sei demütig, ergib dich, verschwinde. Mit der Waffe des »progressiven« Auftragsmörders, die Samir Flores ermordete, dachten sie, ihn und gleichzeitig seinen Kampf zu töten.

.- Journalist_innen – zensiert durch Drohungen, Bestechungsgelder, reale und virtuelle Verfolgung, Verschwunden machen, Knast, Ermordung.

.- Arbeiter_innen auf dem Land und in der Stadt, Angestellte mit einem Arbeitsplatz bis gestern –und heute oder an irgendeinem anderen Tag – ohne Arbeit und mit Schulden.

.- Ärzte und Krankenschwestern, die den Kranken bitten, seinen Verbandsstoff, seine Spritze, seine Binde, sein Medikament selbst mitzubringen, »weil es sie hier nicht gibt; und ich kann Ihnen nur sagen, an was Sie sterben werden, was in diesen Zeiten ja schon von Vorteil ist, schauen Sie. Ich gebe Ihnen hier eine Kopie mit den Versprechungen der Regierung. Ja, ich würde Ihnen empfehlen, besser erst nächstes Jahr krank zu sein, vielleicht ja dann.«

.– Linke politische und soziale Organisationen, Gruppen, Kollektive – vor die Wahl gestellt, sich zu ergeben oder verfolgt zu werden.

.- Leute, irgendwelche – überfallen, erpresst, entführt, verschwunden gemacht, ermordet, beraubt dessen, was ihre Arbeit einbrachte, beraubt ihrer Freiheit und ihres Lebens.

.- Wissenschaftler_innen ohne Etat, Künstler_innen ohne Raum, Intellektuelle, die eine Sünde begehen, indem sie nachdenken (Jetzt aber nicht übertreiben, mein Lieber, nicht Nachdenken bedeutet eine Sünde, sondern es auszudrücken). Alles ist neoliberal und snobistisch bis ihre Verbundenheit mit der Macht ordnungsgemäß bestätigt wurde. Morgendliche Presse-Konferenzen töten Kolumnen, Analysen, Reportagen, Investigationen, Wissen, Intelligenz.

.- Migrant_innen – den amerikanischen Traum suchend und den mexikanischen Albtraum findend. Mit dem Emblem der National-Garde versucht man, ungeschickt zu legitimieren, dass Grausamkeit gegen das Differente auch die mexikanische Staatsangehörigkeit trägt.

Wenn Sie keiner von dieser Liste sind, auch keine Familienangehörige, Freunde, Bekannte haben, die unter einer dieser Rubriken fallen, dann verstehe ich nicht, was Sie zum Lesen dieses Textes bringt…

Ah! Sie kamen durch Google dahin? Oh, Google und YouTube! »Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!« (Römer 11,33. Ja, ich habe es gegoogelt… Pardon, ich konnte der Versuchung nicht widerstehen; und außerdem, heutzutage ist es in Mode, zur Erbauung die Bibel zu zitieren.)

(…)

Noch da? Nun gut, das geht auf Ihre Kappe! Ich weise Sie darauf hin, dass Sie lesen müssen.

Und, Lesen, mein/e Verehrteste/r, ist wie Liebe machen: Es gibt viele Positionen und Formen, Kalender und Geographien, Techniken und Technologien – und trotzdem wird immer ein Kamasutra zur Lektüre fehlen.

Sind Sie bereit? Einen Café? Ein Soda? Wasser? Tabak? Eine erlaubte oder nicht erlaubte Substanz?

Nun, dann los.

Zuvor jedoch ein wenig Imagination: eine Annäherung an eine möglichen Wirklichkeit.

Dem folgt: Fiktion stellt eine machbare Realität dar; das wissen wir durch die Wissenschaften

(die heute verdrängt werden: durch seichte Pseudowissenschaften, »gebildete« Esoterik, New Age mit seinem Vers-Reim auf die Ganzheitlichkeit als Memorandum – Ich gebe mein Laboratorium für einen Yoga-Raum! – verdrängt werden durch ein like als Kriterium für Wahrhaftigkeit).

Nun, sagen Sie mir: Ist er heftig – der Regen, der fällt?[18] Haben Sie es schon einmal regnen sehen – an einem sonnigen Tag?[19]

(Fortsetzung folgt)

Aus den Bergen des Südostens Mexikos.

Der SupGaleano.

Sein Ommmm praktizierend – um beim Conacyt[20] ein Stipendium zu fordern.

Mexiko. August 2019.

 

Aus dem Notizheft des Gato-Perro

.- Der Tyrann verabscheut Intelligenz. Nicht nur weil sie ihn hinterfragt und herausfordert, sondern auch und vor allem weil es ihm daran mangelt. Weil sie für ihn unerreichbar ist, ächtet er sie und verfolgt sie. Fürchtet den geschickten und verschlagenen Befehlsgeber und fürchtet doppelt den ignoranten; denn Ignoranz entmenschlicht per Konsens und versklavt. Und nicht selten ist naive Hoffnung nichts anderes als der liebenswürdige Ausdruck der Ignoranz.

.- Ignoranz wird immer mehr Anhänger haben als Intelligenz und Wissen. Nicht nur weil es so leichter ist, sondern auch weil Ignoranz nie unmodern, immer populär und attraktiv sein wird.

.- Ignoranz bringt mehr ein als Intelligenz und Wissen; sie ist auch billiger.

.- Aus Ignoranz kommen Feigheit, Verrat und Vergessen.

.- Ignoranz wird vom Tyrannen gesät und gepflegt. Ein Ignorant wird immer den Hirten brauchen, der ihn führt. Der Tyrann braucht die Herde, die ihm folgt.

.- Intelligenz bringt Frucht, wenn sie sich durch Wissen vermehrt. Niemals wird Wissen satt sein, auch wenn es andere nährt.

.- Mit Wissen und Intelligenz ist zu entdecken, dass der Tyrann nicht nur unnützlich sondern auch vergänglich ist. Er hält sich so lange wie die Geduld seines Sklaven.

.- Intelligenz stirbt nicht und ergibt sich nie. Möglicherweise verbirgt sie sich und wartet auf den Moment, um Schutzschild und Waffe zu werden. In den Pueblos Zapatistas, in den Bergen des Südostens Mexikos, wird zu Wissen transformierte Intelligenz auch »Würde« genannt.

 

Beglaubigt.

Der Gato-Perro – ohne Papiere.

Wau-miau (oder war es etwa umgekehrt?)

Mexiko, August 2019. Es fängt an zu regnen.

 

[1]    Februar 1995: Während der EZLN mit der mexikanischen Regierung verhandelte, veröffentlichte diese plötzlich einen Haftbefehl gegen den SupMarcos und andere Zapatistas, gleichzeitig griff die Armee die zapatistischen Comunidades an und versuchte, der militärischen Führung des EZLN habhaft zu werden. Was ihr nicht gelang.

[2]    Name des Verlags von J. Marías

[3]    In etwa: Königliche Akadamie (zur Verbreitung und Pflege) der spanischen Sprache

[4]    Wörtlich: Der zerstreute Forscher

[5]    AMLO‘s Lieblingssportart

[6]    Name des Protagonisten im Roman Fahrenheit 451 (die Temperatur bei der Papier verbrennt)

[7]    Es gibt ein Lied von Bob Dylan: Hey, Mr. Tambourin Man, sing a song for me

[8]    IV. Transformación: Vierte Transformation, so nennt AMLO seine neoliberale Regierungspolitik.

[9]    Eine Form der Kriegsführung und Aufstandsbekämpfung gegen die Bevölkerung; wurde u.a. während des US-amerikanischen Vietnam-Kriegs eingesetzt, so wie auch in El Salvador: Die Bevölkerung wird von der Armee aus ihren Dörfern vertrieben und an bestimmten Orten konzentriert und total überwacht, um »dem Fisch (der Guerrilla) das Wasser (die Unterstützungsbasis) abzugraben«.

[10]  Geschichte von dem Kind, das ruft: »Der Kaiser trägt keine Kleider«, obwohl alle Erwachsenen rundherum so tun, als ob sie das nicht sähen. Märchen von Hans Christian Andersen, Des Kaisers neue Kleider.

[11]  Historisch: eine Bürger-Miliz in den britischen Kolonien Nordamerikas; aktuell: die selbsternannten Milizen, die Patrouillen an der US-amerikanischen-mexikanischen Grenze machen, um Migrant_innen abzufangen.

[12]  Die Abkürzung des Namens des mexikanischen Präsidenten wird vom Sup hier explizit kleingeschrieben: amlo.

[13]  Farbe der Regierungspartei MORENA und ihrer Anhängerschaft

[14]  Aufzählung ehemaliger mexikanischer Staatspräsidenten und ihrer jeweiligen Regierungsparteien

[15]  Ging aus der PRI hervor; AMLO‘s politischer Durchlauf geht von PRI zu PRD hinzu MORENA.

[16]  Der Begriff bezieht sich auf die Diskussion der Theorie von der »gewaltfreien Revolution« des umstrittenen US-amerikanischen Politologen Gene Sharp. Siehe: https://es.wikipedia.org/wiki/Golpe_de_Estado_blando

[17]  Verbleibt im Original. Wörtlich übersetzt: originäre/ ursprüngliche Gemeinden/Völker/Gemeinschaften

[18]  Lied von Bob Dylan: A hard rain’s a-gonna fall

[19]  Lied von Creedance Clearwater Revival: Have you ever seen the rain?

[20]  Nationaler Rat für Wissenschaft und Forschung Mexikos

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