KUNST, WIDERSTAND UND REBELLION IM NETZ
Aufruf zur kybernetischen Ausgabe des CompArte „Gegen das Kapital und seine Mauern: alle Künste“
Juli 2017
Compañeroas[i], compañeras und compañeros der Sexta:
Hermanoas[ii], Schwestern und Brüder Künstler*innen und Nicht-Künstler*innen aus Mexiko und der Welt:
Avatare, Nicknames, Webmaster, Blogger*innen, Moderator*innen, Gamer, Hacker, Piraten, Seeräuber und Schiffbrüchige des Streaming, User*innen der anti-sozialen Netze, Antipoden der Realityshows, oder wie-auch-immer man im Netz sagt, das Web, Internet, Cyperspace, virtuelle Reality oder-wie-man-sagt:
Wir rufen euch auf, weil wir einige Fragen haben, die uns umtreiben:
Ist ein anderes Internet, das heißt ein anderes Netz möglich? Kann man dort kämpfen? Oder ist dieser Ort ohne präzise Geografie, schon besetzt, in Anspruch genommen, kooptiert, außer Kraft gesetzt, et cetera? Kann es dort nicht Widerstand und Rebellion geben? Kann man Kunst im Netz machen? Wie ist diese Kunst? Und kann sie rebellieren? Kann die Kunst im Netz der Tyrannei der Codes widerstehen, den Passwörtern, dem Spam als standardmäßige Suchmaschine, den MMORPG [Massen-Mehrspieler-Online-Rollenspiel] der Nachrichten in den sozialen Netzwerken, wo die Ignoranz und Dummheit durch Millionen von Likes gewinnen? Banalisiert oder trivialisiert die Kunst im, durch und für das Netz den Kampf, oder die Kraft und den Maßstab, oder „nichts dergleichen, mein Guter, es ist Kunst, keine militante Zelle“? Kann die Kunst im Netz die Mauern des Kapitals zerkratzen und sie mit einem Riss beschädigen, oder eindringen und ausharren in denen, die es schon gibt? Kann die Kunst im, durch und für das Netz widerstehen, nicht nur der Logik des Kapitals, sondern auch der Logik der „herkömmlichen“ Kunst, der „realen Kunst“? Ist das Virtuelle auch virtuell in seinen Kreationen? Ist der Bit der Rohstoff seiner Kreation? Ist es durch ein Individuum kreiert? Wo ist das hochmütige Tribunal, das im Netz diktiert, was und was keine Kunst ist? Katalogisiert das Kapital die Kunst im, durch und für das Netz als Cyberterrorismus, Cyberverbrechen? Ist das Netz ein Raum der Beherrschung, der Domestizierung, der Hegemonie oder der Homogenität? Oder ist es ein Raum im Streit, im Kampf? Können wir von einem digitalen Materialismus sprechen?
In Wirklichkeit, reell und virtuell, wissen wir wenig oder nichts über dieses Universum. Aber wir glauben, dass es in der nicht greifbaren Geografie des Netzes auch Kreation, Kunst gibt. Und klar, Widerstand und Rebellion.
Ihr, die ihr dort erschafft, seht ihr den Sturm? Erleidet ihr ihn? Widersteht ihr? Rebelliert ihr?
Um zu versuchen einige Antworten zu finden, laden wir euch ein teilzunehmen … (wir wollten anführen „aus jedweder Geografie“, aber wir glauben, dass im Netz der Ort vielleicht am wenigsten wichtig ist.
Gut, wir laden euch ein eure Antworten zu formulieren, sie zu konstruieren, oder sie zu dekonstruieren, mit Kunst, geschaffen im, durch und für das Netz. Einige Kategorien, in denen man teilnehmen kann (sicherlich gibt es mehr, und Sie weissen schon darauf hin, dass die Liste kurz ist, aber, sie wissen schon, „es fehlt, was fehlt“), wären:
Animation; Apps, Datenbanken; Bio-Kunst und Kunst-Wissenschaft; Cyberfeminismus; interaktives Kino; kollektives Bewusstsein; kulturelles Jamming; Cyber-Kunst; Webdokumentation; experimentelle Ökonomie + Finanzen; DIY-Elektronik; Maschinen, Roboter und Drohnen, kollektives Schreiben; Geo-Lokalisierung; Grafik und Design, kreatives Hacken, digitales Graffiti, Hacktivismo [Hacker-Aktivismus] und Borderhacking; 3D-Druck; Interaktivität; elektronische Literatur und Hypertext; Live-Kino, VJ, erweitertes Kino; Machinima [Animation mit Game-Engines]; Memes; multimediale Erzählungen; Net.art; Net Audio; Media-Performance, -Tanz und -Theater; Psychogeografie; alternative Realität; erweiterte Realität; virtuelle Realität; kollaborative Netze und Translokalitäten (Kommunikationsdesign, translokale Praxen); Remix Culture; Software-Kunst; Streaming; Tactical Media [Medienaktivismus]; Ferninformatik und Telepräsenz; online/offline Urbanistik und Gemeinden; Videospiele; Visualisation; Blogs, Flogs und Vlogs; Webcomics, Web-Serien; Internet-Telenovelas, und das, was Ihrer Meinung nach in der Liste fehlt.
Also ein herzliches Willkommen jenen Personen, Kollektiven, Gruppen, Organisationen, reale oder virtuelle, welche online von autonomen Zonen aus arbeiten, welche kooperative Plattformen nutzen, Open Source, Freie Software, alternative IP-Lizenzierungen, und die anderen Cyper-Etceteras.
Willkommen ist jede Teilnahme aller Kultur-Schöpfer*innen, unabhängig der materiellen Bedingungen unter denen sie arbeiten.
Wir laden euch auch ein, damit verschiedene Räume und Kollektive aus aller Welt die Werke in ihren Gegenden zeigen können, entsprechend ihrer eigenen Weise, Art, Interessen und Möglichkeiten.
Habt ihr schon an irgendeinem Ort im Cyberspace etwas, was ihr uns sagen, zeigen, teilen wollt, oder uns einladen wollt es kollektiv zu erschaffen? Schick uns deinen Link damit der Online-Ausstellungsraum dieses digitalen CompArte entsteht.
Du hast noch keinen Ort, wo du dein Material hochladen kannst? Wir können ihn dir zur Verfügung stellen, und soweit es möglich ist, dein Material archivieren, damit es für die Zukunft erfasst bleibt. In diesem Fall bräuchten wir einen Link zur Cloud, Cyber-Hosting oder etwas ähnliches deiner Wahl. Schickt es uns per E-Mail, oder ladet es in eine unserer Clouds oder FTP [Datenübertragungsprotokoll].
Obwohl wir anbieten alles Material zu beherbergen, denn mir möchten gerne, dass es Teil des Archivs der Kunst im Netz wird, werden wir andere Seiten oder Server oder Geolokalitäten ´verlinken`, weil wir verstehen, dass in der Epoche des globalen Kapitals, die Dezentralisierung strategisch ist.
Also wie ihr möchtet:
Wenn ihr die Information in euren Orten, mit euren Arten und Weisen, lassen wollt, können wir sie verlinken.
Und wenn ihr Platz braucht, dann können wir es beherbergen.
Gut, ihr könnt uns eine E-Mail mit Information zu eurer Beteiligung schicken. Zum Beispiel den Namen der Schöpfer*innen, Titel, und die Kategorie, in welche es aufgenommen werden soll, sowie eine kleine Beschreibung und ein Bild. Sagt uns auch, ob ihr einen Raum im Internet habt und es ausreicht, dass wir den Link setzen, oder ob ihr es bevorzugt, dass wir es auf den Server hochladen.
Das Material, dass ab dem Zeitpunkt des Erscheinens des Aufrufs empfangen wird, wird in verschiedene Bereiche klassifiziert werden, entsprechend ihrer (Un)Disziplin. Die Beteiligungen werden während der Festivaltage veröffentlicht sein, damit jedes Individuum oder Kollektivität sie surfen, nutzen (oder missbrauchen) und in ihren Versammlungsräumen, Straßen, Schulen, oder wo sie es möchten, verbreiten.
Die Beteiligungen werden als Beiträge und Links publiziert.
Es wird auch ein Streamingprogramm live übertragen. Die Aktivitäten werden archiviert, falls jemand sie nicht in der Liveübertragung sehen kann.
Die E-Mailadresse, über die ihr uns die Links schickt und um mit uns zu kommunizieren, ist:
compas@comparte
Die Website auf welche die Links der Beteiligungen eingestellt werden und die ab den 1. August dieses Jahres 2017 voll funktionstüchtig sein wird, ist:
http://comparte
Darüber wird es auch die Übertragungen und Ausstellungen geben, ab den 1. August bis zum 12. August, der verschiedenen künstlerischen Beteiligungen aus eurem lokalen Cyberspace, in verschiedenen Teilen der Welt.
Herzlich Willkommen also zur virtuellen Ausgabe des CompArte für die Menschheit:
„Gegen das Kapital und seine Mauern: alle Künste … auch die kybernetischen“
Okay, Gruß und keine Likes, sondern erhobene Mittelfinger and fuck the Mauern, delete das Kapital.
Aus den Bergen des mexikanischen Südostens.
Kommission Sexta, Newbie but On-Line, der EZLN.
(Mit viel Bandbreite, mein Guter, zumindest was den Gürtelumfang betrifft -oh yes, nerd and fat is hot-)
Juli 2017
[i]´zapatistische Form` des Gendering, schließt alle nicht-binäre Geschlechtsidentitäten ein
[ii]´zapatistische Form` des Gendering von „Bruder“
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